Shion Sono, der Tenno des exaltierten Pulp, spinnt vor sich hin und webt ein wirr-groteskes Gangster-Garn: Ein Yakuza-Glorien-Theater, das vorwiegend Komödie, dazu cinephiles Lustspiel, Asia-Popkultur-Schau, Blutballade, Melodram und Splatterschlock ist. All diese divergierenden Elemente zwängt der Regisseur wüster Kult-Mixturen wie LOVE EXPOSURE und GUILTY OF ROMANCE in eine Überinszenierung, der Style wichtiger ist als Story. Es überwiegt eine knöcheltief im Blut watende, makabre Komödie, die anders als HIMIZU oder EXTE – HAIR EXTENSIONS nur ergebene Fans und Festivalgänger anspricht.
Eine Clique Nachwuchsfilmnerds alias „Fuck Bombers“ wird darin die Fehde eines echten Yakuzaclans als Actionkintopp drehen, womit Filmfreaks auf die Mafia treffen – sowie ein Bandencheftöchterchen, das allen den Kopf verdreht. Dies verwebt Sono in diversen Zeitebenen, um eine konfuse Collage oder auch ein heiter-derbes Quodlibet – zumindest, was Sono darunter versteht – zu veranstalten. Mit verquerer Autorenhandschrift huldigt er zitatenreich Bruce Lee und dem Samuraifilm und krönt das alles mit einem KILL BILL würdigen Gemetzel, das er zärtlich mit Massaker-Romantik versieht.
Die Regie-Kommandos „Shoot“ und „Cut“ erfahren eine ganz körperliche Bedeutung, aber das liebt Sono ohnehin: Raufen, Streiten, Schießen, Stechen, Sterben. Und natürlich schmerzt auch die Liebe wieder physisch, Blutküsse sind fester Bestandteil seines Eros aus Sehnsüchten, Fetischen und Tod. Normal ist niemand bei Sono, der weiterhin Visionen hat und dafür dringend mal zum Arzt müsste. So Konventionen sprengend er auch vorgeht, die Begeisterung für seine Fantasien vermittelt sich kaum in zwar kuriosen, aber auch ungemein langen 130 Minuten. Sono bleibt in seiner eigenen Midnight-Madness-Welt, zu der nur wahre Tarantinos Zugang haben. Für einen neuen MANN BEISST HUND langt das nicht.
Erschienen auf Komm & Sieh
Jigoku de naze warui (Why Don’t You Play in Hell?)
Japan 2013
Regie/Buch: Shion Sono
Mit: Jun Kunimura, Fumi Nikaidô, Hiroki Hasegawa, u.a.
Laufzeit: 129 Minuten, noch ohne deutschen Verleih.