Von Gnaghi
Nachdem man für ihre Sicherheit gebürgt und sie mit Kruzifixen ausgestattet hat, berichtet im neuseeländischen Wellington ein mehrköpfiges Fernsehteam für einige Wochen hautnah aus der Wohngemeinschaft vierer Vampire. Der fast 380-jährige Viago führt jovial und bereitwillig durch ihre Routinen und das nicht immer einfache Miteinander, der unbedachte Frischling Nick, erst seit einigen Monaten Vampir, bringt seinen ahnungslosen, sterblichen Kumpel Stu mit.
Die neuseeländischen Multitalente Jemaine Clement und Taika Waititi, bekannt für ihre musikalische TV-Comedy-Serie FLIGHT OF THE CONCHORDS, wenden das Prinzip der Mockumentary ihres Landsmanns Peter Jackson aus FORGOTTEN SILVER an – statt Filmemacher mit Vampir-WG. Mehr oder minder komisch und melancholisch geht es zu im ohne nennenswerten Spannungsbogen auskommenden Treiben eines Familien-Coming-of-Age.
Was Vincent Lannoo mit VAMPIRE – VERSTECKEN WAR GESTERN! über einen Belgischen Vampirclan vor knapp fünf Jahren anbrachte, eine schwarzhumorige Satire im Gewand einer Reality-Soap, wiederholen die 39- und 40-jährigen Kreativköpfe mit ein paar netten Pointen, zwar blutig, aber insgesamt harmlos, zwischen zärtlich-parodistisch und rustikal burlesk, wobei nicht nur die gemütliche Musik vom Balkan stammt.
Die lose Aneinanderreihung großer und kleiner Sorgen betont das Allzumenschliche und wenig Glorreiche der schrägen Vögel, die mit skurriler historischer Mode vor alt-antiker Ausstattung einen Querschnitt durch die Historie des Vampirfilms von NOSFERATU bis TWILIGHT bilden: der 862-jährige Vladislav alias Vlad der Pfähler, der 379-jährige Dandy Viago – wegen seines effeminierten Betragens Count Fagula genannt – und der 183-jährige, von sich selbst sehr überzeugte, Deacon plaudern, gehen ins Bars und streiten.
Ausgerechnet vom klapprigen, etwa 8000-jährigen Petyr, dem einzig wirklich interessanten Mitbewohner, erfährt man nichts und er geht auch noch vorzeitig in Flammen auf. Der entspannte Spoof fokussiert eher auf kleine Späße, wie fünf Jahre unerledigter Abwasch, Kampf mit der Lebensweise der Moderne und der Technik von Computern bis Smartphones oder unzufriedene Diener, lässt ferner Raum für Zwischentöne in dezentem Ambiente. Da bot Lannoo deutlich schärfere Scherze.
Mancher Rauf-Klamauk und Konflikt ist arg kindisch, am Maskenball etwa oder Popkulturzitate aus SISTER ACT. Dafür sind Freundschaft (zu einer Werwolf-Sippe) und Familiengefühl einladend. Herzlicher und lustiger fand ich persönlich dennoch die bonbonbunte Pop-Niedlichkeit VAMPS mit Alicia Silverstone. Wer dazu musikalisch-kulturell niveauvoll Zauber, Lyrik und Erhabenheit sucht, wählt ohnedies ONLY LOVERS LEFT ALIVE.
Erschienen auf Komm & Sieh
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What We Do in the Shadows (5 Zimmer Küche Sarg), Neuseeland 2014 | Regie/Buch: Jemaine Clement, Taika Waititi | Mit: Jemaine Clement, Taika Waititi, Jonathan Brugh, u.a. | Laufzeit: 86 Minuten, Verleih: Weltkino (Kinostart: 30.10.2014).