Schon wieder ein kleiner Indie-Chiller, der das Zeug zum großem unheimlichen Wurf hätte, aber statt dessen spüren lässt, wie sehr sich Found Footage inzwischen totgelaufen hat. Der Selfie-Horror beginnt mit Scott (Jon Foster) und Penny (Sarah Jones), die sich für ein Jahr in eine Berghütte zurückgezogen haben, um ihre Beziehung zu kitten. Derweil will der überehrgeizige Bursche mit gutem Equipment – dessen wackelfreie Bildqualität verwöhnt – die ultimative Naturdoku drehen, was sich wie eine Parodie auf oder Hommage an Terence Malicks THE TREE OF LIFE ausnimmt.
Die zivilisationsferne Einsamkeit schlägt ihm auf’s Gemüt, ein Psychotrip beginnt, der an Fahrt aufnimmt, als sie in ihrer Nachbarschaft den für seine „Outsider Art“ berüchtigten Künstler Mr. Jones treffen – ein Unbekannter der Kunstwelt, der in den 70er Jahren mit insgesamt neun gruseligen Vogelscheuchen aus Holz zum Mythos wurde. Fortan widmen beide ganz aufgeregt ihre Nachforschungen diesem schweigenden Eremiten – und ein BLAIR WITCH PROJECT mit Banksy nimmt seinen Lauf.
Zumal es genug kunstaffine Impressionen von Landschaften und den Scarecrow-Skulpturen gäbe. Am besten hätte Mueller, Autor von Xavier Gens Atombunkerapokalypse THE DIDIVE, sich auf die Interviews mit den Sammlern beschränkt – was sie über Mr. Jones erzählen, seine Totems, Kräfte und Verbindungen in dunkle Dimensionen, erzeugt Gänsehaut. Lauernde Gestalten, Wispern und Geräusche im Grünen hingegen nur Gähnen. Andere Welten, Halluzinationen und dunkle Kulte genießt man besser in THE BORDERLANDS oder dem Geheimtipp RESOLUTION von Justin Benson.
Erschienen auf Komm & Sieh
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Mr. Jones, USA 2013 | Regie/Buch: Karl Mueller | Mit: Jon Foster, Sarah Jones, Mark Steger, u.a. | Laufzeit: 84 Minuten, Verleih: Universum/Square One (Videostart: 13.08.2014).