Blockbuster für Erwachsene.

Matt Reeves (CLOVERFIELD) steht Rupert Wyatts Regieleistung aus dem Reboot PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION in nichts nach, womit Tim Burtons mäßiges B-Movie von 2001 endgültig vergessen ist. Unprätentiös, aber eindringlich kreist das perfekt getrickste Sequel um Heimat und Familie in einer deutlichen Allegorie auf Indianer und Weiße, wenn auch das Drehbuch vom Vorgänger-Team nicht mehr ganz so beeindruckt.

Zehn Jahre, nachdem die Affengrippe die Menschheit dahingerafft hat – stilisiert dargestellt durch den Verbreitungsweg wie am Schluss des Vorgängers -, floriert Schimpanse Caesars Stamm im Regenwald oberhalb von San Francisco. Da dringen Malcolm und Ellie in das Revier ein, um einen Staudamm für ihre Stromversorgung zu reparieren. Ihr Begleiter erschießt einen Schimpansen, woraufhin ein Krieg droht, den die drei abzuwenden versuchen.

Von der Titelsequenz weg, wo der Menschheit veritabel die Lichter ausgehen, verblüfft das Sci-Fi-Drama als für Erwachsene gefertigter Blockbuster, der angemessen komplex und nie forciert in einem langsam-gravierenden Rhythmus mit dem Gemeinschaftsleben der Affen bewegt, kitschfrei, ohne Spektakelsucht, in gedeckt-dunklen Regenbildern. Imposanz entwickelt sich aus der Geschichte, unaufdringlichem Score und 3D-Plastizität.

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Durch die sachten Kamerabewegungen erhalten Kletterpartien über Baumriesen und Fassaden sowie der Machtkampf auf einem Wolkenkratzer ungewöhnliche Reife, die sich Reeves auch durch natürliche Emotionen enormer Bandbreite erarbeitet. Dass jeder seine Gründe für sein Handeln hat, ist eine der größten Stärken, wenn sich zwei Ethnien gegenüberstehen, Misstrauen und Hass über Frieden und Verständigung siegen.

Die Anfangsphase gehört Caesars harmonischem Stamm, verzichtet auf Sprache und untertitelt die Affengebärden. Die zahlenmäßig unter-, aber waffentechnisch überlegenen Menschheitreste haben eine Kolonie im nach Art von I AM LEGEND verwilderten San Francisco gegründet. Ihnen geht der Treibstoff für die Generatoren aus – und Anführer Dreyfuss (etwas eindimensional: Gary Oldman) will, ganz simpel, den Ressourcenkrieg vom Zaun brechen.

Denn die Affen siedeln nahe eines Staudamms und sollen von dort vertrieben werden – Mitgründer Malcolm (Jason Clarke), seine Gefährtin, die CDC-Ärztin Ellie (Keri Russell) und sein Sohn Alex (Kodi Smit-McPhee) haben drei Tage Zeit, den Frieden zu wahren und die Turbinen zum Laufen zu bringen. Was Intriganten auf beiderlei Seiten zu sabotieren verstehen, bis Vertrauensbrüche eine fatale Dynamik in Gang setzen.

In der heraufziehenden Fehde der Erben der Schöpfung verlaufen die Fronten zwischen Falken und Tauben, Gut und Böse innerhalb beider Gruppen. Wobei der Fokus auf dem gerissenen Usurpator Koba liegt, der Caesar (wie immer fabelhaft: Andy Serkis) zu Fall bringt und einen Kriegsgrund liefert, der in ein Gemetzel mündet. Dem Falschen zu vertrauen ist keine Rassenfrage und die Affen unterscheiden sich nicht von den Menschen, so die bittere Lektion.

Wie in humanistischen Western sind Caesars Gefährten zwar gefährliche, aber edle wie friedliebende Wilde, deren durch Leidenserfahrungen verursachte Abneigung den Menschen gegenüber nur von vorsichtiger Völkerverständigung besänftigt werden kann. Am meisten berührt die Vorlesestunde zwischen Alex und Orang Utan Maurice, das sympathischste Opfer einer Vertrauen zersetzenden Angst vor dem Fremden.

Auch wenn die Plotmechanik ihren unausweichlichen Weg beschreitet: Die Szenen von Anerkennung und Freundschaft, die Sorge um die eigenen Familien erschaffen eine Parallelität, die einfühlsam, stimmig und universell von einem eskalierenden Konflikt erzählt, der allen intelligenten Bewohnern dieses Planeten in Blut und Psyche liegt – Science Fantasy als Spiegelbild unserer Seele als Individuum und Gesellschaft.

Erschienen auf Komm & Sieh

Dawn of the Planet of the Apes, USA 2014 | Regie: Matt Reeves, Buch: Mark Bomback, Rick Jaffa, Amanda Silver | Mit:  Gary Oldman, Keri Russell, Andy Serkis, u.a. | Laufzeit: 130 Minuten, Verleih: Fox (Kinostart: 07.08.2014).