Die Eskalationslogik des Leviathan.

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Mystery Time 2: noch eine TV Serie, noch ein ‚The Movie’. TEAM BATISTA THE MOVIE: THE PORTRAIT OF KERBEROS ist eine seltene und sehr gelungene Mischung aus Medizindrama, Mystery-Thriller, Kriminalfilm und Komödie. War der erste Film der Reihe noch nicht ganz überzeugend, trumpft TEAM BATISTA ‚FINAL’ mit einem herrlich komplexen Plot auf, der diverse alte und neue Handlungsstränge miteinander verknüpft, mit fabelhaften Dialogen, Charakteren und schauspielerischen Leistungen, einer runden filmischen Umsetzung und einer knackigen Spannungskurve, die einen zweimal nachdenken lässt, ob eine Klopause mittendrin wirklich nötig ist.
Zusammen mit dem durchgedrehten Professor Fumiaki Todo aus den USA kommt Leviathan in der Tojo Universität an, eine Über-MRI-Maschine, die manuelle Autopsien überflüssig machen soll. Darüber ist offenbar nicht jeder glücklich, doch der Widerstand in Teilen der Medizinerschaft ist bei weitem nicht das größte Problem für Kohei Taguchi, Keisuke Shiratori et. al.: das ‚Team Batista’ wird wenige Tage vor der öffentlichen Einweihung von Leviathan in einen Fall von Massenmord verwickelt, der irgendwie mit der Universität zusammenzuhängen scheint und dessen einziger Überlebender hoffentlich durchkommt, um Einsicht in die Geschehnisse geben zu können. Und als wäre das nicht schon genug, sendet kurz darauf jemand einen mysteriösen Brief an Kohei Taguchi: der Absender droht damit, die Universität und die Supermaschine am Tag des ersten öffentlichen Symposiums in die Luft zu sprengen. Im Zuge der Geschehnisse wird überdies ein alter Fall wieder aufgerollt, bei dem es um extreme Nebenwirkungen eines Medikamentes geht, das einst eine Zulassung erhalten hat, obwohl die Nebenwirkungen offenbar bekannt waren.
TEAM BATISTA ‚FINAL’ macht alles richtig: er folgt seiner eigenen Eskalationslogik äußerst diszipliniert, ohne je die Übersicht zu verlieren oder bestimmte Details einfach irgendwann fallen zu lassen. Das hervorragende Drehbuch verwickelt all die verschiedenen Stränge ebenso meisterlich wie es später alles sauber auflöst, und behält von Anfang bis Ende eine hervorragende Balance zwischen Komplexität und Einfachheit bei, von Action und Innehalten, von Spaß und Ernst. Obendrein ist der Film nicht nur sehr unterhaltsam und oft schreiend komisch, sondern durchaus gesellschaftspolitisch relevant, indem er sehr schonungslos die japanische Bürokratie kritisiert, und gleichsam der Gesellschaft per se einen Spiegel vorhält.
Nur ganz am Ende wird das Geschehen etwas unrealistisch – da übertreibt es TEAM BATISTA ‚FINAL’ dann doch –, allerdings war man auch selten mehr willens, dies zu verzeihen; um den Gesamteindruck zu trüben bräuchte es mehr. TEAM BATISTA ‚FINAL’ verleiht dem Begriff ‚Mainstream’ die Ehrendoktorwürde – mehr kann man wohl nicht verlangen.

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Chîmu Bachisuta Final: Keruberosu no shouzou (Team Batista the Movie: The Portrait of Kerberos), Japan, 2014 | Regie: Kazunari Hoshino, Buch: Noriko Goto, Buchvorlage ‚Keruberosu No Shozo’: Takeru Kaido | Mit: Atsushi Ito, Toru Nakamura, Mirei Kiritani , u.a. | Laufzeit: 127 Minuten, noch kein deutscher Verleih.