US-Autor Cormac McCarthy (NO COUNTRY FOR OLD MEN, THE ROAD) steht weiterhin hoch im Kurs, was sich in beträchtlicher Adaptionsdichte niederschlägt, von erratisch (THE COUNSELOR) bis geglückt (AIN’T THEM BODIES SAINTS). Der sein Image als ubiquitär-hipper Indie-Künstler bedienende James Franco (Vorlage zu PALO ALTO, Projekt zuvor: INTERIOR. LEATHER BAR) nimmt sich den gleichnamigen Roman von 1973 vor, der auf die nekrophilen Frauenmorde Ed Geins, dem altbekannten Geburtshelfer von PSYCHO und TEXAS CHAINSAW MASSACRE, rekurriert.
Tim Blake Nelson (O BROTHER, WHERE ART THOU?), ebenfalls ein Kumpane Francos, setzt diesem als Sheriff zu, bis der Unerwünschte wie ein tollwütiger Hund mit Schaum vor dem Mund Frauenleichen raubt, um sich an ihnen zu vergehen. Das ist komisch-krank und so grotesk wie schrecklich, zumal als lyrisch-literarische Country-Ballade vorgetragen, auch wenn die Anspruchshaltung die Folk-Moritat nicht spannender gestaltet, sondern spärlich aufregend: eine fade Fabel vom Freak, der mit dem Sheriff um die Wette nuschelt.
Mithin Mumblecore im rauen Hinterland, wo sich McCarthys Faible für die verdreht-verqueren Gestalten fernab vom Schuss zeigt, seine Vorliebe für alles Hässliche, dem man sonst weiträumig ausweicht. Nach Auftritten in Frauenkleidern und mit dem Skalp einer vom ihm Ermordeten wartet aus naheliegenden Gründen der Lynchmob auf den Derwisch mit dem Verstand eines kaputten Kindes, aber der Verwilderte ist ein geübter Grottenolm geworden, was ein recht bizarres Ende einer recht bizarren Crime-Studie bedingt.
Erschienen auf Komm & Sieh
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Child of God, USA 2013 | Regie: James Franco, Buch: James Franco, Vince Jolivette , Buchvorlage: Cormac McCarthy | Mit: Jim Parrack, Tim Blake Nelson, James Franco, u.a. | Laufzeit: 104 Minuten, Verleih: Lighthouse (Videostart: 14.11.2014).