Invasion vom Mars. Von Jochen Plinganz

Von Jochen Plinganz

Das Wochenende von Fotografin April und ihrem Freund Kyle in der elterlichen Waldhütte ist ruiniert, als sie ihn ausgerechnet bei seinem Heiratsantrag ankündigt, für ein Jobangebot zeitweilig verlassen zu wollen. Dann stürzt in der Gegend auch noch ein UFO ab, aus dem verärgerte Aliens steigen. Eine Jagd auf die beiden, Kyles Partyfreunde und die angrenzende Gemeinde von Sheriff Murphy nimmt ihren nächtlichen Lauf.

Gegenüber ihren beiden paranormalen GRAVE ENCOUNTERS haben sich die Kanadier Colin Minihan und Stuart Ortiz, besser bekannt unter dem bescheuerten Künstlernamen „The Vicious Brothers“, nicht allzu sehr gesteigert. Immerhin trimmen sie ihr gut getrickstes B-Movie gekonnt auf den Effekt, entwickeln mit dramatischem Spannungs-Stil deutlich mehr Thrill und Horror als Komödie und ziehen alle Register, die das Genre hergibt.

extraterrestrial.2014.cover Ihre vornehmlich vordergründige, an Intensität und Lautstärke orientierte Ausgabe von INVASION VOM MARS geht mit seinem ROSWELL-Splatter und der X-FILES-Konspiration als glattes Gegenteil des philosophisch-experimentellen Mind-Trips UNDER THE SKIN durch: Es wäre ein fulminantes Spiel nach den Regeln der Kunst, wenn die Vollversammlung aller Gattungs-Topoi nicht schon viel zu abgenutzt wäre, um langfristig zu fesseln.

All dem gewinnt das Duo nichts Neues ab, verkauft es aber gut, bis die Masche ins Leere läuft. STARSHIP TROOPERS-Kommandant Michael Ironside sorgt als paranoider Vietnam-Veteran für Kifferhumor, die langen, dünnen Alienkreationen sind simpel, aber furchteinflößend. Ebenso treibt die stimmungsvolle Musik in ein kräftiges, nächtliches Horrorduell mit den aggressiven Invasoren, die schon länger den Ort heimsuchen.

Nur der finale Romantik-Schlenker samt sentimentalem Sülz-Score misslingt gewaltig. Denn trotz vereinzelt eingestreuten Hintergründen fällt das eklatante Desinteresse der Filmemacher für ihre Figuren ins Gewicht. Selbst die Außerirdischen sind einfach nur Schreck-Monster, darüber hinaus interessieren sie nicht. Je lauter Minihan und Ortiz trommeln, desto auffälliger wird, wie substanzlos und abgeschmackt ihr Produkt ist.

Erschienen auf Komm & Sieh

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Extraterrestrial, Kanada 2014 | Regie: Colin Minihan, Buch: Colin Minihan, Stuart Ortiz (als: The Vicious Brothers) | Mit: Brittany Allen, Freddie Stroma, Melanie Papalia, u.a. | Laufzeit: 106 Minuten, Verleih: Tiberius (noch kein Videostart).