Von Sir Real
Der zweifache Oscargewinner Paul Haggis, ausgezeichnet für L.A. CRASH und sein Drehbuch für MILLION DOLLAR BABY, webt wieder ein Episoden-Ensemble-Drama mit gleich sieben ausgewiesenen Charakterstars. Der am Bond-Relaunch durch seine Scripts zu CASINO ROYALE und EIN QUANTUM TROST nicht unerheblich mitbeteiligte Kanadier ventiliert diesmal freilich nur viel heiße Luft, die er mit Emo-Pathos schwängert. Seine drei Storys haben nicht bloß durch schwachen Figuren, dröge Dialoge und fehlende Durchschlagskraft den Appeal von Schleuderware.
Die konfliktären Romanzen und Beziehungskisten um Liebe, Lügen und Verrat dünsten Hollywood-Qualitätsanspruch fürs Zielpublikum aus jeder polierten Pore aus. Aber die idiotischen Protagonisten verursachen so unfähig Sorgen und Elend, dass sich Identifikationsmöglichkeiten auflösen. Dafür gibt es gestelzte Gefühlsausbrüche mit schluchzender Musik um persönliche Ausnahmesituationen, die Schuld, mangelnde Ehrlichkeit und Vergebung vielfach variieren. Mit derartiger die Darsteller auf Taschentuchautomaten reduzierender emotionaler Exploitation demaskiert sich Haggis als Snob, der sich selbst und dieses läppische Episodendrama viel zu wichtig nimmt.
Erschienen auf Komm & Sieh
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Third Person (Dritte Person), USA/Großbritannien/Deutschland/Belgien 2013 | Regie/Buch: Paul Haggis | Mit: Liam Neeson, Mila Kunis, Adrien Brody, u.a. | Laufzeit: 137 Minuten, Verleih: Sony Pictures (Kinostart: 04.12.2014).