HOSTEL im Dschungelcamp.

Technisch-handwerklich auf professionellem, kaltem Hollywood-Niveau vollzieht Horrorkurator Eli Roth eine Verneigung vor den berüchtigten Italo-Kannibalen, vornehmlich Sergio Martinos DIE WEIßE GÖTTIN DER KANNIBALEN (1978), LEBENDIG GEFRESSEN (1980) und DIE RACHE DER KANNIBALEN (1981), beide von Umberto Lenzi, sowie NACKT UND ZERFLEISCHT (1980) von Ruggero Deodato, dem er sein Machwerk gleich noch widmet. Im farbsatten Amazonas-Dschungel fehlt mitten zwischen Seifenoper, Survival-Adventure und Drama mehr als nur der anarchisch-billige Charme des echten tabuverletzenden Trashs seiner Idole.

Da schließt sich die naive, verdächtig nach de Sade benannte Justine (die einzige, die ihrer Figur etwas Glaubhaftigkeit verleiht: Lorenza Izzo aus HEMLOCK GROVE und AFTERSHOCK) cartoonesk-lackierten Aktivisten-Ärschen an, die unbedarft in den Regenwald von Peru fliegen, um dort gegen Abholzung zu protestieren und in Gefahr zu geraten. Als ihre Kleinmaschine auf dem Heimflug abstürzt, nehmen sie rothäutige Kannibalen gefangen und zerstückeln sie als Dankeschön für ihr Engagement in mundgerechte Happen für ihren Sonntagsbraten.

the.green.inferno.2013.cover Geschmacklich wie moralisch Abstoßendes hat es dem Regisseur der beiden schlechtesten (Horror)Filme des vergangenen Jahrzehnts – CABIN FEVER und HOSTEL – schwer angetan. Nur degradiert er jede Klasse, indem er Genitalverstümmelungen mit Durchfall- und Wichshumor kreuzt, als würde er eine unreife US-Teen-Klamotte aufziehen. Die jeden Thrillgelegenheit skrupellos auskostende Exploitation ist so dümmlich, dass sie eher als Primitiv-Parodie schockiert, als mit ihren drastischen, aber mäßig angerichteten Splatter.

Roths auch in seinem Script zu AFTERSHOCK erkennbarer anti-humanistischer, Amerikaner sadistisch bestrafender und misogyner Geist beutet seine Protagonistin erst durch schmierige Kerle, schließlich selbst aus, um sie einer Frauenbeschneidung (gegen die sie zu Filmbeginn vorgehen wollte) zu unterziehen. Und das so plump wie andere sexuelle Anzüglichkeiten, die zugleich amerikanisch-prüde verpackt werden. Dazwischen desavouiert er Weltverbesserer, doch nie mit souveränen Stilmitteln und echtem Mut zum Aufruhr wie die Tiertötungen seiner Vorbilder, sondern so hirnrissig-stumpf-bekifft, das nur ein großer Hundehaufen daraus wird – das Gegenstück zu Fabrice Du Welz’ hypnotisch-intellektuellem VINYAN.

Ein Vergleich mit James Wan, der ebenfalls mit Torture Porn (SAW) anfing und längst zu einem hervorragenden Schreckensmeister (THE CONJURING) gereift ist, verdeutlicht das ganze Ausmaß von Roths infantiler Debilität.

Erschienen auf Komm & Sieh

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The Green Inferno, USA/Chile 2013 | Regie: Eli Roth, Buch: Guillermo Amoedo, Nicolás López, Eli Roth | Mit: Lorenza Izzo, Ariel Levy, Aaron Burns, u.a. | Laufzeit: 100 Minuten, Verleih: Highlight Communications (Videostart: 05.02.2015).

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