Von Matthias Ehrlicher
DEAR COURTNEY ist eine Coming-Of-Age-Komödie mit einem Spritzer Road-Movie. Außerdem eine, wenn auch leicht verkitschte, Hommage an die frühen 1990 Jahre, was sich aber hauptsächlich auf Accessoires wie Lederröcke, Turnschuhe, Ohrringe, Armreife und Kutten reduziert. Vor allem aber ist es eine Respektsbekundung für Kurt Cobain.
Der Held Paul (Jonas Nay) ist seit den Kindertagen in die blonde Dorfschönheit Saskia (Sine Tkotsch) verknallt, die ihn aber nicht… genau. Genre hin oder her, von diesen Originalitäten hat der Film noch einiges zu bieten. Also macht Paul Musik, um bei ihr zu landen, was all die Jahre krachend in die Hose geht. Ein guter Moment am Anfang des Films ist, als Paul wieder mal vergeblich unter dem Fenster der Angebeteten den Minnesänger gibt und von ihrer Mutter getröstet wird: „Du wirst immer besser, Paul.“ Genauso erfolgreich versucht er seine Demotapes bei allen internationalen Großproduzenten unterzubringen. Alles im Namen der Musik? Nein, nur für sie! Die Figur Paul sagt es uns in einem der vielen Voice-Over-Kommentare selbst. Er sei froh dass Saskia immer noch auf Musiker steht und nicht die Berufsgruppe gewechselt hat. Dann hätte er keine Chance. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Neben den vielen, oft haarsträubenden Plotkonstruktionen und Vorhersagbarkeiten in Rolf Rorings Drehbuch schafft es seine Regie nicht, die Szenen pointiert und präzise zuzuspitzen. Viele Sequenzen, die durchaus komisch daher kommen könnten, „verläppern“ und so verliert der Film immer wieder ungewollt an Fahrt. Auch fragt man sich bei der Gestaltung der Versuche an Cobain heranzukommen manchmal, ob es die Szenen im Dutzend billiger gab. Dass der Film kein hohes Budget hatte, lediglich 400.000 Euro laut Filmstiftung NRW, sieht man an allen Ecken und Enden – aber Einfallslosigkeit kann man damit nicht rechtfertigen. Dem Ensemble mangelt es leider an schauspielerischer Leichtigkeit und unaufgesetztem Spielwitz. Schade ist auch, dass man Jonas Nay, den Musiker darstellerisch nicht abnimmt, obwohl er selbst einer ist und in HOMEVIDEO eine sehr reife Leistung geboten hat. Das Bonusmaterial der qualitativ gelungenen DVD enthält den Trailer, eine Fotostrecke und einen Audiokommentar von Regie und Kamera.
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Dear Courtney, Deutschland 2013, Regie: Rolf Roring, Mit: Jonas Nay, Lore Richter, Sina Tkotsch, Jochen Nickel, Fjodor Olev
Anbieter: Mindjazz Pictures