Von Thorsten Krüger
Bard hat den feuerspeienden Drachen Smaug erlegt, seine Heimat aber, die Seestadt Esgaroth, geht in Flammen auf. Zwerg Thorin verweigert den daraus geflüchteten und nun obdachlosen Menschen die (finanzielle) Hilfe und mauert sich in der Zwergenfestung Erebor am Fuße des Einsamen Bergs ein auf der Suche nach dem Arkenstone, belagert von Elben. Bilbo und Gandalf greifen ein, als ein Ork-Heer anmarschiert.
Der Abschluss von Peter Jacksons zweiter Tolkien-Trilogie greift (viel zu) tief in den Computer-Malkasten, um mit Dramatik und Monstern zuhauf besagte fünf Heere aufeinanderprallen zu lassen; mit Figuren, die einem nichts bedeuten und Fights, die nicht mitreißen, zum Teil deshalb, weil mit CGI jeder Kamerawirbel und Effekt möglich ist und nichts mehr eine Leistung, sondern alles so unecht wie der artifizielle HFR-Look in 3D.
Auch den dritten HERR DER RINGE fand ich mit seinem Schlachten-Schmalz den schwächsten seines Zyklus’. Dies trifft ebenfalls im narrativ uneigenständigen Prequel-Finale zu, der zwar nicht so fußlahm wie der erste HOBBIT, aber auch lange nicht so unterhaltsam wie SMAUGS EINÖDE auftritt. Dabei verheißt der Actionanfang mehr, wo ein napalmbombender Smaug im Mittelalterstädtchen einen Feuersturm entfacht.
Dann tötet Siegfried den Drachen, eine Elbin (Evangeline Lilly) entdeckt Liebe und Trauer, ein wortbrüchiger Geizzwerg mauert sich vor einem flüchtenden Volk ein wie Europa vor den Afrikanern, wofür ihm ein arroganter Elbenfürst an die Gurgel will. Nur Bilbo, Bard und der wiedergenesene Gandalf stellen sich dem Säbelrasseln und Kriegsgeheul entgegen, da trifft das Orkheer ein und schon sind die reuigen Edelmütigen gegen die verdorbenen Höllenkreaturen vereint.
Eine ganze Stunde dauert es bis zur Schlacht, die kein Vergleich etwa zum furiosen BRAVEHEART darstellt und so blutfrei gerät, dass man sich glatt knallharte HERZ AUS STAHL-Kriegsgräuel herbeisehnt. Spätestens nach dem zehnten Rettung-in-letzter-Sekunde-Schwertduell beginnt das große Gähnen. Ein kraftloses, physikfreies Playstationspiel, das ständig neues Getier aus dem Hut zaubert. Selbst ein simpler Rabe besteht aus Pixeln.
Die winterlichen Landschaften haben derweil keine Zeit, ihre Pracht zu entfalten, dafür reitet der Elb von Welt auf kapitalen Elchen (ein Brüller!) und kaum ist der Heldenpathos vorübergezogen, folgt das kitschgrüne Auenland, um das Zeremoniell locker auszuleiten. Seinen einst so schelmisch-respektlosen Humor hat Peter Jackson beinahe eliminiert und die sieben Zwerge sind nur an ihren lächerlichen Frisuren auseinanderzuhalten, weil sie kein Charakterprofil haben.
Die Kreativität kapriziert sich in diesem Studiowerk darauf, wie man ein Franchise erfolgreich expandiert, indem man jede Überraschung tunlichst meidet und den Massen gibt, wonach sie verlangen. Es werden wohl so viele Zuschauerhorden die Lichtspielhäuser stürmen wie digitale Statisten den fünf Heeren folgen. Ist die Tolkien-Cash-Cow damit nun gemolken? Weit gefehlt: Es wartet noch posthum veröffentlichte, unfertige „Das Silmarillion“ mit seinen vielen halbfertigen Sagen. Ein paar Motive daraus genügen heutzutage ja, um stundenlange Kinoepen loszutreten.
Erschienen auf Komm & Sieh
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The Hobbit: The Battle of the Five Armies (Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere), Neuseeland/USA 2014 | Regie: Peter Jackson, Buch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo del Toro, Buchvorlage: J.R.R. Tolkien | Mit: Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage, Luke Evans, u.a. | Laufzeit: 144 Minuten, Verleih: Warner (Kinostart: 10.12.2014).