Von David McAllan
Nach einem Autounfall, bei dem sie Freund und Ungeborenes verlor, kehrt die fürs Erste an den Rollstuhl gefesselte Jessabelle zur Genesung in das Familienanwesen ihres groben Vaters in die Bayous Louisianas zurück. Dort stellt ihr ein Geist nach und ein VHS-Band ihrer verstorbenen Mutter prophezeit ihren Tod, was ihren rigorosen Vater gegen sie aufbringt, aber bei einem ehemaligen Schulfreund Gehör findet.
Mal zu pomadig, meist viel zu hastig montiert er die Schauergeschichte und wählt auch die Bildausschnitte suboptimal, sucht wenig Stimmungen, womit die Atmosphäre etwas kurz kommt. Die PG-13-Mischung aus Scott Derricksons Videotapehorror SINISTER , Iain Softleys Sumpfgeheimnis DER VERBOTENE SCHLÜSSEL und Peter Medaks Fluchgespinst DAS GRAUEN mag ausnehmend klischeelastig, suggestiv und seifenoperartig sein.
Aufgrund des deutlich gehobeneren Drehbuchs von Robert Ben Garant, der sonst Komödien wie NACHTS IM MUSEUM schreibt, hat aber vor allem der in Richtung von THE OTHERS und DAS WAISENHAUS gehende Twist (ohne damit zu viel zu verraten) die Raffinesse, die ein fähigerer Regisseur dem ganzen Film verliehen hätte. Somit flackert das Interesse an JESSABELLE, aber es verlischt nie, weil Mystery und Horrordrama glücken.
Das schön am See gelegene Familienanwesen und der – nicht auf düster getrimmte – hell und dunkel variierende Look entschädigen oft genug für die zwischenmenschlich so knapp gehaltene Suche mit einem verheirateten High-School-Freund, dass sich charakterlich nichts auftut und alles so skizzenhaft lapidar bleibt wie der Aberglaube billig. Insgesamt nichts für Gourmets, die perfekte Menüs schätzen, aber zweifellos goutierbar.
Erschienen auf Komm & Sieh
___________________________________________________________
Jessabelle, USA 2014 | Regie: Kevin Greutert, Buch: Robert Ben Garant | Mit: Sarah Snook, Mark Webber, Joelle Carter, u.a. | Laufzeit: 90 Minuten, noch kein deutscher Verleih.