Von Gerd Naumann
Mit GELD ODER LEBEN (LA BOURSE ET LA VIE, 1966) beschenkt uns das Label Pidax mit einer wundervollen, heiteren und verspielten Filmkomödie aus den beschwingten 1960er Jahren. Neben den großen Komikern Heinz Rühmann und Fernandel geben sich zahlreiche bekannte und beliebte französische wie auch italienische Darsteller die Klinge in die Hand. Für Regisseur Jean-Pierre Mocky war der Ausflug in das unbeschwerte, heitere Fach etwas Besonderes, machte er sich doch vor allem mit Kriminalfarcen und sozialkritischen Themen einen Namen. Bei aller Unbeschwertheit verblieb aber auch in GELD ODER LEBEN ein milder Rest Anarchie…
Rühmann und Fernandel geben Henry Schmidt und Charles Migue, beide sind pflichtbewusste Angestellte der seriösen Immobilienagentur Bertin. Ihr Vorgesetzter allerdings hat nebenbei Ambitionen, ein eigenes Geschäft aufzubauen. Widrige Umstände zwingen ihn, sich an der Firmenkasse zu bedienen. Schmidt und Migue wiederum sollen, ohne zu ahnen wofür das Geld ist, diesen Betrag von der Bank abholen. Leider geht alles schief, was schiefgehen kann. Ein plötzlicher Dauerregen sorgt dafür, dass die beiden nicht mehr rechtzeitig vor Toresschluss in der Firma sind. Es ist Freitagabend und einen Tag später läuft für den von Jean Poiret dargestellten, stets von hektischer Geschäftigkeit getriebenen Chef die Frist beim Notar ab. Eine turbulente Odyssee durch Frankreich beginnt, während der sich der amouröse Kassierer Migue und der korrekte Oberbuchhalter Schmidt anfreunden…
GELD ODER LEBEN ist wie ein flüchtiger nostalgischer Hauch vergangener Tage, der einen streift und ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Mockys Film ist voller unvergesslicher Typen, darunter unter anderem eine von Marilù Tolo gespielte lebenslustige Straßenbekanntschaft , Michel Galabru als nervöser Notar und ein grandioser Auftritt von Michael Lonsdale als „Schüchternheitsreferent“. Die Dialoge sind pointiert überspitzt, versprühen oftmals unverhohlen eine anarchische Grundhaltung. Die schmissige Filmmusik von Bernard Kesslair rundet dieses fast vergessene filmische Kleinod zusätzlich ab. Der selten gezeigte Film ist über Pidax in guter, wenn auch nicht bestmöglicher Qualität erschienen. Geboten wird die deutsche Synchronfassung, bei der, da es sich um eine deutsche Koproduktion handelt, durchaus auch von einer Originalfassung gesprochen werden darf. Dennoch wäre es schön gewesen, auch den französischen Ton anwählen zu können, da Rühmann sich hier im besten Französisch einst selber synchronisierte. Wie so oft waren hier wahrscheinlich rechtliche Gründe ausschlaggebend. Dafür liegt der DVD ein Reprint des Illustrierten Film-Kurier bei, der den nostalgischen Gesamteindruck wunderbar abrundet.
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La Bourse et la vie, Deutschland / Frankreich / Italien 1966, Regie: Jean-Pierre Mocky, Mit: Fernandel, Heinz Rühmann, Jean Poiret, Marilù Tolo, Michel Galabru, Jean Carmet, Michael Lonsdale u.a.
Anbieter: Pidax