Von David McAllan
Bad City, eine Stadt im Iran. Rockabilly-Fan Arash hat wegen seines heroinsüchtigen Vaters Geld und Auto an den Drogendealer und Zuhälter Saeed verloren. Als eine Vampirin den brutalen Saeed in dessen Haus tötet, holt sich Arash alles zurück, vertickt die Drogen selbst und verliebt sich in das so schöne wie geheimnisvolle Mädchen, ohne zu ahnen, wer oder was sie ist.
Die Nahost-Romanze zwischen einem James-Dean-Träumer (aus Hamburg: Arash Marandi) und einem feministischen Tschador-Vampir (aus L.A.: Sheila Vand, ARGO), die vor allem frauenfeindliche Männer reißt, findet in der fiktiven iranischen Bad City statt (Drehort: Kalifornien). Die surreal-zarte, platonisch-melancholische Liebesgeschichte erinnert gleichermaßen an Kathryn Bigelows NEAR DARK und Tomas Alfredsons SO FINSTER DIE NACHT.
„I’m lost“, klagt der als Dracula verkleidete Arash über sein Leben in dem Ort, durch dessen verlassene Straßen der Wind heult, wo jeder fremd, allein und einsam ist. Wie in ONLY LOVERS LEFT ALIVE ist es die Musik, die im weit weniger ausgefeilten, roheren A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT eine emotionale Brücke schlägt, ein vielseitiger Soundtrack aus Electro-Synthies, Morricone-Orchester, Minimal Techno und hinreißendem Pop & Rock.
Dieser Wechsel von rauschhafter Hypnose und ausgenüchterten Purismus gibt der verwegenen Lovestory ihre Magie in bedrückender Atmosphäre. Deutlich mehr Film Noir als Western, lässt Amirpour mit Schleier-Vampir und vielen Toten im Straßengraben spezielle iranisch-politische und muslimisch-soziale Lesarten zu, ohne sie auszubuchstabieren; Gefahr und Erotik vereinen sich vortrefflich zur Indie-Kunst.
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A Girl Walks Home Alone at Night, USA 2014 | Regie/Buch: Ana Lily Amirpour | Mit: Sheila Vand, Arash Marandi, Marshall Manesh, u.a. | Laufzeit: 101 Minuten, Verleih: Capelight (Kinostart: 23.04.2015).