In der Godzilla-Filmreihe markiert FRANKENSTEIN UND DIE UNGEHEUER AUS DEM MEER (GOJIRA, EBIRA, MOSURA: NANKAI NO DAIKETTŌ, 1966) aufgrund mehrerer Faktoren eine erhebliche Zäsur innerhalb der Showa-Staffel: Aufgrund der TV-Konkurrenz waren die Zuschauerzahlen drastisch zurückgegangen, andere Monsterfilme fluteten den Markt. Toho-Produzent Tomoyuki Tanaka steuerte gegen: Während zeitgleich Ishirō Honda für FRANKENSTEIN – ZWEIKAMPF DER GIGANTEN (FURANKENSHUTAIN NO KAIJÛ: SANDA TAI GAIRA, 1966) aus dem Vollen schöpfen konnte, dampfte Tanaka das Budget für Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer merklich ein und verpflichtete mit Hondas ehemaligem Assistenten Jun Fukuda einen neuen Regisseur, der der Reihe frische Impulse geben sollte. Trotz der Kostenreduktion gestalteten sich die im bewährten Suitmation-Verfahren hergestellten Monsterkämpfe überzeugend, unterhielten prächtig und brachten Humor und Schnelligkeit in die zuvor manchmal allzu epischen Honda-Inszenierungen.
Anstatt Godzilla wiederholt Miniaturstädte plattwalzen zu lassen und weiterhin das apokalyptische Katastrophenfilmgenre zu bedienen, schmiss man jetzt Agentenfilmelemente mit Motiven des Dschungelabenteuers zusammen, würzte mit etwas Nibelungen-Saga nach (Godzillas Erweckung) und schmeckte mit buntem Südseefeeling ab. Dass im ursprünglichen Filmkonzept King Kong als Hauptprotagonist parat stand und erst in der Projektentwicklung gegen Godzilla ausgewechselt wurde, merkte man deutlich in der charakterlichen Wandlung des Monsters – so erhielt es sympathischere Züge und half letzten Endes sogar den gestrandeten Menschen aus der Patsche.
Nachdem der nominelle Godzilla-Komponist Akira Ifukube gerade für Hondas Parallelfilm Frankenstein – Zweikampf der Giganten schrieb und Fukuda auch bei der Musik andere Wege gehen wollte, begab sich Masaru Sato als neuer Tonsetzer hinter das Dirigentenpult. Sato hatte bereits für das erste Godzilla-Sequel Godzilla kehrt zurück (GOJIRA NO GYAKUSHÛ, 1955) den Soundtrack geschrieben und unterstrich mit seiner Filmmusik die Neuausrichtung der Reihe – anstatt chromatisch-martialischer Endzeitmärsche setzte er auf einen deutlicheren Bezug zum musikalischen ‚Now Sound‘, verquirlte poppige E-Gitarren mit dem fröhlichen Südseefeeling eines Les Baxter und ließ asiatische Spannungsmusik gegen fetzige Surf-Tänze antreten, wobei Reminiszenzen von JAMES BOND (1962) bis BATMAN (1966) nicht weit sind.
„Fischmäßig hätt‘ ich nur Hummer da!“. Von jedem Kellner, der einen solchen Satz aus dem Mund bringt, würde man das Trinkgeld zurückverlangen. Doch was uns ‚Kellner‘ Fukuda hier an filmischem Südseecocktail einschenkt, ist aller Ehren wert. Garniert mit dem knuffigsten Monster, dass je über Kinoleinwände getappst ist, ist hier gute Unterhaltung für Groß und Klein garantiert!
„Gojira … Gojira … Gojira!“
Gojira, Ebira, Mosura: Nankai no Daikettō , Japan 1966, Regie: Jun Fukuda, Mit: Akira Takarada, Kumi Mizuno, Chotaro Togin, Akihiko Hirata, Jun Tazaki, Hideo Sunazuka u.a.
Anbieter: Anolis Entertainment