Mitgefühl für verkannte Sonderlinge und ihre Tragik waren immer Burtons Stärke, der in BIG EYES mit aller Sympathie eine scheue Künstlerin und ihr spätes Erwachen im fortgesetzten Kunstdiebstahl porträtiert. Seine Version des Keane-Skandals aus den 60er Jahren ist wieder ein verkapptes Märchen, in dem die Fantasie nicht entfesselt wie im emotionalen Meisterstück BIG FISH auftritt, sondern sich überwiegend im Ton versteckt.
Die überdimensionierten, traurigen Totenaugen der Kinder in Margaret Keanes Bildern sind das einzige Goth-Element in einem sehr konventionell gestrickten Biopic, das Burton light bietet, damit aber seiner engen Themen- und Darstellerwahl einige Abwechslung entgegensetzt. Das Drehbuch-Duo Scott Alexander/Larry Karaszewski (ED WOOD) folgt hierin weiterhin ihrem Faible für populäre Kunst im sonnigen Kalifornien.
Als Betrüger, Hedonist und Erpresser mit tyrannischen Zügen hält dieser Walter seine Margaret unter Kuratel, dass es beinahe ein Psychodrama wird. BIG EYES leidet zwar an Eindimensionalität, verliert aber nie seine satirisch-humorvollen Ansichten. Nebenbei unterhält ein Kunst-Diskurs über Schund und Geschäft mit Jason Schwartzman als Galeristen-Snob, Danny Huston als Erzähler und Terence Stamp als vernichtender Kritiker.
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Big Eyes, USA/Kanada 2014 | Regie: Tim Burton, Buch: Scott Alexander, Larry Karaszewski | Mit: Amy Adams, Christoph Waltz, Danny Huston, u.a. | Laufzeit: 106 Minuten, Verleih: Studiocanal (Kinostart: 23.04.2015).