Ed Geins Hello-Kitty-Universum. Von Thorsten Krüger

Von Thorsten Krüger

Die iranische Künstlerin Marjane Satrapi, die ihrem Anspruch mal mehr (in der autobiografischen Animation PERSEPOLIS), mal weniger (HUHN MIT PFLAUMEN) gerecht wird, pausiert beim Autorenfilm und übernimmt sich etwas beim Versuch, der Aufgabenstellung „schwarze Killerkomödie“ originelle Aspekte zu entlocken. Unentschlossen verrührt sie OFFICE-Satire, tragisches Psychodrama, Gore-Groteske und Serienmörderthriller.

the.voices.2014.cover Der arglose Jerry hat zur Freude seiner Therapeutin einen Job als Lagerist in der Badewannenfabrik des Provinzkaffs Milton ergattert und sucht sozialen Anschluss. Er fährt auf Buchhalterin Fiona ab, tötet sie aber versehentlich, woraufhin die handlungsleitenden Stimmen seiner Haustiere und Fionas im Kühlschrank platzierter Kopf weitere Spielkameraden für die heimische Wohnung fordern.

Als gut aussehendes, aber grenznaives Honigkuchenpferd führt Ryan Reynolds (R.I.P.D.) die Starliste an, himmelt Ex-Bond-Girl Gemma Arterton an, merkt weder, wie sehr sie ihn verschmäht, noch wie Anna Kendrick (UP IN THE AIR) – süßer denn je – ihn heimlich anschmachtet, während er seiner Therapeutin Jacki Weaver (MAGIC IN THE MOONLIGHT) die Stimmen verschweigt, die er seit dem Absetzen seiner Medikamente hört.

Into the Mind of a Killer: Die Idee, klammheimlich alles aus der Erlebniswelt eines psychisch kranken Serienkillers von Ed-Gein-Dimensionen zu erzählen, erlaubt Satrapi zunächst eine bonbonbunte Polonaise in knalligen Primärfarben, eine überkandidelte Spott-Posse um Büroluder und Dating-Hoffnungen. Zwei Haustiere, Hund Bosco und Katze Mr. Whiskers, lassen vortrefflich sarkastische Sprüche wie bei TED vom Stapel.

Die Happy-World geht zu Bruch, als Jerry seine Psychopillen schluckt und er sich verlassen in seiner stinkenden Bude wiederfindet, ein Madman, der Köpfe im Kühlschrank und Leichenteile in Tupperware konserviert. Seine Flucht in eine grelle Scheinwelt, der Kampf gegen seine Natur verliert an Tragik, wenn Satrapi lieber ein surreales Musical mit Jesus-Karaoke bedient, als die Krux eines Killers ohne böse Absichten. Zwiespältig.

Erschienen auf Komm & Sieh

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The Voices, USA/Deutschland 2014 | Regie: Marjane Satrapi, Buch: Michael R. Perry | Mit: Ryan Reynolds, Gemma Arterton, Anna Kendrick, u.a. | Laufzeit: 103 Minuten, Verleih: Ascot Elite (Kinostart: 30.04.2015).

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