… and what will be left of them?

Von Thorsten Krüger

Jage oder werde gejagt, lautet das aktuelle Motto der blutsatten Zombie-Serie, die Illusionen zerstört, aber eine neue Zuflucht vorstellt. Rick & Co. sind auf der Schlachtbank der Kannibalen von Terminus gelandet. Sie brechen mit Guerilla-Methoden aus, finden sich nach und nach wieder, gastieren bei einem mysteriösen Priester, duellieren mit einer Polizeidiktatorin im Grady Memorial Hospital in Atlanta und stoßen auf die Alexandria Safe Zone.

the.walking.dead.season.5.cover Auch in den weiteren 16 Episoden der direkt an Staffel 4 anschließenden AMCs THE WALKING DEAD gibt es unter Frank Darabonts hochwertiger Anleitung keine Untoten-Seifenoper, sondern ein Horrordrama, das seine wenigen Überlebenden als eingeschworene Gemeinschaft mit langem Atem durch ein postapokalyptisches Amerika schickt, das verfallende und verwildernde Umland von Atlanta, kampfmüde und beständig auf der Suche nach Asyl.

„Its their world. We’re just living in it“: Diese entvölkerte Welt gehört inzwischen den Zombies, aber wenn man auf Menschen trifft, sind diese gefährlicher als die lebenden Toten. Nur haben Rick, Daryl, Glenn, Maggie, Carol, Michonne und der Rest inzwischen einen echten Killer-Instinkt entwickelt. Das Staffel-Motto „jage oder werde gejagt“ lässt ihnen keine Wahl – „if you don’t fight, you die“. Man ist entweder Schlächter oder Schlachtvieh.

the.walking.dead.season.5.still2 Und dieser Überlebenskampf hat sie äußerlich gestählt, innerlich oft genug zerbrochen. „Some people can’t give up. Like us.“ Mit ihnen legt man sich besser nicht mehr an, was die Kannibalen von Terminus in einem Massaker in einer Kirche erfahren, (was den Pastor entsetzt: „Dies ist das Haus des Herrn!“ „Nein. Es sind nur vier Wände und ein Dach.“), ebenso eine mütterliche, selbstgerechte Psychopathin in Polizeiuniform, die zeitraubend lange ihr Unwesen treiben darf.

the.walking.dead.season.5.cover2 Die Wiedervereinigung der versprengten Gruppen-Mitglieder geschieht parallel zur Desillusionierung von der Hoffnung Washington, dem MacGuffin der vorangegangenen Staffel. Sie finden aber alsdann eine surreal anmutende Friedensgesellschaft, die Aufnahme in eine hinter Mauern verschanzte Zivilgemeinschaft, in der die abgehärteten Krieger wie Soldaten in der Heimat fremd und kaum noch integrationsfähig sind. Tatsachenfeststellung: „Wir waren zu lange da draußen.“

Sie sind nun wie Hirtenhunde für eine Herde Schafe (von denen man kaum glaubt, dass sie nur einen Tag überstanden haben), was todbringende Konflikte mit schwachen, feigen und intriganten Einwohnern nach sich zieht. Die bösartigen Fallen der mysteriösen W-Gruppe (weil sie Zombies ein W in die Stirn ritzt) und eine ausgewachsene, selbstzerstörerische Gottespsychose kulminieren im Suspense-Finale, das eher mittig in einer Überleitung zur nächsten Staffel stecken bleibt.

the.walking.dead.season.5.still3 Immerhin ist der Schritt getan zu einer Zivilisation, die dort beginnt, wo man aufhört wegzurennen. „We can’t get weak. That’s not in us anymore“ erläutert die psychische Entwicklung, die Ricks mittlerweile martialisch-resilientes Rat-Pack genommen hat (und den hohen inneren Preis zeigt dies auch oft genug.) Die Transformation von Mensch und Umwelt mit (selbst Pferde fressenden) Zombies ist die Essenz dieser erbarmungslosen Bloodlands.

„Nightmares end. But they shouldn’t end who you are.“ Beide Sätze sind in THE WALKING DEAD nur noch mit blutiger Mühe zu verteidigen.

Erschienen auf Komm & Sieh

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The Walking Dead, Season 5  (The Walking Dead, 5. Staffel), USA 2014-2015 | Creator: Frank Darabont, Regie: Greg Nicotero, David Boyd, Ernest R. Dickerson, , u.a. | Mit: Andrew Lincoln, Norman Reedus, Melissa McBride, u.a. | Laufzeit: 692 Minuten, noch ohne deutschen Starttermin.