Hammer im Serienformat.

Von Bodo Traber und Gerd Naumann

Nachdem die Produktionsfirma Hammer weit über vierzig Jahre bestanden hatte, musste der Studiochef Michael Carreras 1979 Konkurs anmelden – und das obwohl der Horrorfilm gerade seine Renaissance erlebte. Aber der Horror und Grusel von Hammer passte nicht mehr so recht zu den Slasher-, Alien- und Zombiefilmen jener Tage. Als letzte Produktionen unter dem Namen des Traditionshauses und unter der Regie später Hausregisseure wie Alan Gibson, Robert Young und Peter Sasdy entstanden die dreizehn Folgen der TV-Serie HAMMER HOUSE OF HORROR für ITV unter Insolvenzverwaltung. Die Produktion dürfte ein hauptsächlich nostalgisches Unterfangen gewesen sein, auch wenn man der neuen „harten Welle“ nicht nachstehen wollte. Und so gibt es auch einige erstaunlich blutige und brutale Szenen zu sehen…

Cover-HAMMER-HOUSE_web Nostalgie ist denn auch die primäre Aura, die die Serie heute noch zu verbreiten vermag. Unter dem Vorspann zu einem letzten klassischen Stück von Hauskomponist James Bernard gibt es Bilder von Schlosszinnen, Statuen und einem feisten Kuttenträger, der in geheimnisvollster Manier eine Kerze ausbläst. Oha, merkt man da – das sind symbolische Motive, damit man weiß, dass alles folgende nun gruselig sein soll. Dreizehn Folgen mit je fünfzig Minuten Spieldauer und in sich abgeschlossenen Stories, die bisweilen etwas gestreckt wirken. Einige Stoffe tragen nicht über die gesamte Spielzeit. Aber – es gibt Ausnahmen, die alleine schon den Erwerb dieser Box wert sind. Eine solche Ausnahme ist die Episode THE SILENT SCREAM (DIE EXPERIMENTE DES MR. BLUECK), die nicht nur mit einem durchdachten Drehbuch, sondern auch mit einer bitterbösen Schlusspointe aufwartet. Wir begleiten in dieser Episode den gerade erst aus der Haft entlassenen Chuck Spillers, der von einem älteren Zooladenbesitzer angeworben wird, bei ihm zu arbeiten. Doch bald schon stellt sich heraus, dass hinter diesen Avancen etwas ganz anderes steckt… Was die beiden Hauptdarsteller Brian Cox und Hammer-Veteran Peter Cushing hier leisten, sprengt den Fernsehbildschirm. Ihre Darstellungen sind von einer fiebrigen Intensität, die jeder Kinoproduktion zur Ehre gereichen würde. In weiteren Episoden werden Gruselfreunde so ziemlich alles wieder finden, was sie lieben und schätzen – Werwölfe, Satansjünger oder auch Spukhäuser.

In Deutschland lief die Serie 1989 im Privatsender SAT.1 unter dem Titel GEFRIER-SCHOCKER, damals wurde die Schere angesetzt. In der nun bei Pidax erschienenen Gesamtbox finden sich die Folgen allesamt in ungeschnittener Fassung. Bereits vor einigen Jahren erschien die Serie bei Koch, im direkten Vergleich zur alten Auflage zeigt sich, dass Bild und Ton behutsam überarbeitet und verbessert wurden. Der Ton liegt wahlweise in Deutsch und in Englisch vor. Wer sich für klassischen Grusel und Produktionen im lieb gewordenen Hammer-Stil interessiert, der darf einen Blick riskieren.

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Hammer House of Horror, Großbritannien 1980, Regie: Alan Gibson, Peter Sasdy, Robert Young, Don Sharp, Tom Clegg u.a., Mit: Peter Cushing, Jon Finch, Patricia Quinn, Ian McCulloch, Warren Clarke, Brian Cox u.a.

 Anbieter: Pidax