Weihnachtlicher Konsumterror und Präsentestress, Christenkitsch und Familienzwist – immer wieder Stoff genug für ein saftiges Kinokontrastprogramm. Aber witzig sollte es schon sein! Genau das ist die Horrorsatire KRAMPUS mit Adam Scott und Toni Collette leider nicht…
Das Fest der Liebe ist ein Hohn, die Stimmung steht auf Krieg, Max ist der einzige, der noch fromme Wünsche hat, doch die bösen Cousinen machen ihm auch das kaputt. Enttäuscht zerreißt er seinen Brief an den Weihnachtsmann und wirft ihn in die Nacht hinaus – in der sich nun Böses zusammenbraut. Plötzlich versinkt das ganze Viertel im Schneesturm, alle Energie fällt aus, und niemand ist auf den Straßen. Niemand? Nicht ganz, denn ein gehörntes Monster springt mit scheppernden Ketten von Dach zu Dach, und allein ist es auch nicht…
Einer jener Filme, die auf den ersten Blick die „richtige“ Einstellung zu haben scheinen, dann aber nicht richtig aus dem Quark kommen, die Peilung verlieren und letztlich enttäuschen. Wie gern hätte ich mal wieder ein richtig verlogenes Christfest erlebt, das in Blut und Asche endet – alle hier versammelten Schallerfressen hätten es verdient. Auch das blanke Gegenteil hätte Spaß machen können: Alle Arschlöcher finden Frieden und Glück! Doch irgendwie weiß der Film nicht, was er sein möchte: Komödie? Satire? Horror? Fantasy? Schräger Monsterfilm? Kesser Familienfilm? Moderater Teensplatter?
Auch die sagenhafte Geschichte vom Krampus, die Omi noch aus ihrer ungenannten europäischen Heimat kennt, will nicht recht überzeugen: In ihren Erinnerungen (hübsch eingespielt als Puppentrickfilm) entsteht eine schwere Vergangenheit, in der (wenn ich richtig gesehen habe) der Zweite Weltkrieg die armen Menschen ihrer Hoffnungen beraubte – muss das ernsthaft mit Monsterhorror bestraft werden?
Heute wird mit Bildern geballert, und wo sie einschlagen, ist dann wurscht. Der geneigte Genrekenner wird VERSPROCHEN IST VERSPROCHEN mit Arnold Schwarzenegger, Stuart Gordons DOLLS, Dantes GREMLINS oder die Raketenwürmer aus TREMORS wiedererkennen, vielleicht war auch der Finnenknaller RARE EXPORTS von 2010 ein Vorbild, aber die eigentliche Geschichte macht keinen großen Sinn mehr. Hauptsache, Regisseur und Drehbuchautor können sich tüchtig austoben. Leider fällt dabei weder befreiender Splatter noch tröstlicher Kitsch ab, nur Nihilismus und Zynismus.
Das wahre Drama des kleinen Max nämlich war, dass er schon wusste, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt, und so wollte er denn an das Gute im Menschen glauben. Dass es weder den einen noch das andere gibt, ist schließlich so wenig witzig wie der witzig gemeinte Schluss, und so endet alles in völliger Witzlosigkeit. Ehrlich gesagt, hat schon vorher niemand im Publikum gelacht. Traurige Weihnachten.
Erschienen im TV Spielfilm Blog.
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Krampus, USA 2015 | Regie: Michael Dougherty | Buch: Todd Casey, Michael Dougherty, Zach Shields | Musik: Douglas Pipes | Kamera: Jules O’Loughlin | Mit: Emjay Anthony, Adam Scott, Toni Collette, David Koechner, Stefania Owen, Krista Stadler, Conchata Ferrell, Allison Tolman, Queenie Samuel, Lolo Owen, Maverick Flack, Luke Hawker | Laufzeit: 98 Min., Verleih: UPI