„Du siehst den Ort, den wir Trinidad nennen. Er ist geteilt: westlich vom Leuchtturm, da hocken die Bonzen. Aber im Osten, da ist das Schlachtfeld; die ‚Blood City‘, die ‚Gun Town‘. Miese Typen – Gangster. Jedermann sieht alles, aber mich sehen sie nicht. Jedermann horcht, aber hören tun sie nicht. Ein schlagendes Herz sollte mehr wert sein als ein ganzer Sack Diamanten. Ja, ich sag‘ euch die Wahrheit!“
Willkommen in Port of Spain. In den Elendsvierteln der Hauptstadt von Trinidad-Tobago spielt GOD LOVES THE FIGHTER. Ein bizarrer, wundervoller, glühender, dreckiger, roher, ehrlicher, vibrierender und zutiefst menschlicher Film – voller Gottvertrauen. Mit drastischer Realistik taucht Regisseur Damian Marcano tief ein in dieses Gewirr aus Schicksalen, verknüpft kleine Biographien zu einer spannenden Geschichte. Doch nicht um der Geschichte willen, hier wird nichts aufgesetzt. Es geht um die Menschen, um die kleinen Freuden, alltäglichen Streitereien und lebensbedrohlichen Dramen. Es ist ein Portrait von Lebensverhältnissen, die sich die Bewohner der Ersten Welt wohl nie ausmalen können – doch dies zumindest abstrakt erfahrbar zu machen, soweit es anhand eines Filmes überhaupt nur geht, das gelingt Marcano auf wundersame Weise. Man dringt ein in diesen Moloch, diese düstere Stadt, die für viele zur Nekropole geworden ist und noch oft werden wird – statistisch stirbt hier alle 17 Stunden ein Mensch durch Mord und Totschlag. Doch damit umgehen gelingt nur den Kämpfern – „Gott liebt die Kämpfer!“
Natürlich hat Regisseur Marcano Vorbilder wie CITY OF GOD (2002) fest im Blick, das will er auch gar nicht kaschieren. Und dass speziell die englische Presse über GOD LOVES THE FIGHTER ins Jubeln kam und reihenweise die volle Punktzahl vergab, mag in Anbetracht der Tatsache, dass BUBE, DAME, KÖNIG, GRAS (1998) und SLUMDOG MILLIONÄR (2008) für ihre Subkulturen im Grunde nichts anderes durchexerzieren, nicht verwundern. Doch trotz der schnellen Videoclipästhetik, den Sepiatönen und der sich aufschichtenden Tongestaltung ist GOD LOVES THE FIGHTER frei von überhöhter Künstlichkeit – er setzt nur ins Bild, er wertet nicht. Er beschreibt ohne zu übertreiben. Wenn in kurzen Sequenzen die ansonsten hektische Kamera abstoppt, um Dialoge und Momente des Innehaltens einzufangen, dann ist nicht nur der Film, sind nicht nur die portraitierten Personen, dann ist auch der Zuschauer ganz bei sich.
Was auch immer passiert, wo auch immer es passiert, wem auch immer was passiert – Gott ist da! In der Kirche, in der Taxe, in der Opiumhöhle – Gott ist da! Ob ein Mensch stirbt oder überlebt – Gott ist da! Wenn arme Sünder allen Mut zusammennehmen und um ein kleines Stück von Freiheit kämpfen. Wenn sie schuldig werden, um in Zukunft sündloser zu leben – auch dann ist Gott da! Darauf ein Vaterunser, Brüder & Schwestern! Halleluja in Port of Spain!
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God Loves the Fighter, Trinidad-Tobago 2013, R: Damian Marcano, D: Darren Cheewah, Zion Henry, Simon Junior John, Albert Laveau, Lou Lyons, Muhammad Muwakil
Anbieter: Mad Dimension