Von Gnaghi
1975 mietet sich Junggeselle Dr. Laing in der 25. Etage eines futuristischen Londoner Hochhauses ein, das eine autarke Infrastruktur aufweist. Während dessen Architekt Royal im luxuriösen Dachgarten logiert, brechen unterhalb Unruhen aus, die Filmemacher Wilder anführt. Das Gebäude versinkt in Gewalt.
Im brutalistischen „High-Rise“, dem titelgebenden Hochhaus, dominiert zunächst futuristische Ordnung im 70ies-Look. Das Biotop für Misanthropen bildet einen Mikrokosmos, in dem sich eine zunehmend dysfunktionale Etagengesellschaft immer weiter selbst auseinandernimmt. Das konfliktträchtige System, das Wheatley (minimal satirisch) analysiert, kommt zum Kollaps, zum Zusammenbruch apokalyptischer Ausmaße.
In HIGH RISE gebiert diese Autoren-Manier auf der Suche nach Ballards Vision nur Anarchie von eklatanter Inkohärenz, wobei eine Orgie aus Sex und Gewalt die Klassenkampf-Sozialkritik der Vorlage ersetzt. Ein denkbar schlechter Tausch, der etwas ergibt, das man womöglich als schwarze Komödie bezeichnen kann, wohl aber eher als verunglückte Kreativsession definieren muss, die die Distanz zum Geschehen nie verkürzen kann.
Erschienen auf Komm & Sieh.
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High Rise, GB / Belgien 2015 | Regie: Ben Wheatley | Drehbuch: Amy Jump, nach dem Roman von J.G. Ballard | Kamera: Laurie Rose | Musik: Clint Mansell | Mit: Tom Hiddleston, Jeremy Irons, Sienna Miller, Luke Evans, James Purefoy | Laufzeit: 119 Min. (Verleih: DCM)