Muss man alles von Jason Statham mögen, nur weil man ihn eigentlich mag? Oder von Jessica Alba? Oder Tommy Lee Jones? Nein, muss man nicht. Statham ist inzwischen so übertrainiert, dass er in einen Hercules-Film passt, Alba muss hier nur hübsch aussehen und ansonsten untätig in Gefangenschaft rumlungern, Jones irritiert mit einer schrägen (Pyjama-) Nummer, wie man sie inzwischen eher von Ben Kingsley gewohnt ist. Doch das Hauptproblem des Films ist ein lausiges Drehbuch…
Auftragsmörder Arthur Bishop ist offiziell nicht mehr am Leben. Tatsächlich aber spürt ihn eine schöne thailändische Killerin in Rio de Janeiro auf und will ihn dazu erpressen, drei Männer zu töten und es stets wie einen Unfall aussehen zu lassen. Bishop kann diese eine Dame (und ihre männlichen Kollegen) noch abwimmeln. Die nächste schon nicht mehr: Gina ist süß, Leiterin eines Schutzzentrums für Kinder in Kambodscha, und sie ist nur die Geisel des bösen Crain, der sie nach Bangkok entführt.
Bishop darf Gina erst wiedersehen, wenn er den bereits bekannten Auftrag angenommen und ausgeführt hat. Da er keine Wahl hat, muss er dafür eine Gefängnisinsel bei Penang, Malaysia entern, ein Hochhaus in Sydney, Australien raufkraxeln, und in ein kommunistisches Denkmal in Varna, Bulgarien eindringen. Viel lieber aber möchte er mit Crain abrechnen, mit dem ihn eine düstere persönliche Geschichte verbindet…
Regisseur Dennis Gansel sollte lieber weiter gute Filme in Deutschland drehen (wie NAPOLA oder DIE WELLE) als internationalen Actionmurks für die USA. Der Film ist nicht mehr als eine klischeereiche, langweilige Nummernrevue, bei der nur selten echte Spannung aufkommt: Die Geschichte wird nur oberflächlich entwickelt, die dramaturgische Struktur ist einfältig, die biografischen Hintergründe der Personen bleiben Staffage, die brisanten Themen wie Waffenschieberei, Menschenhandel, Versklavung oder Überwachungstechnik werden nur als modische Stichwörter eingestreut, aber an keiner Stelle als handlungsgestaltend eingearbeitet – jede Chance, die politischen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Dimensionen der Themen ein wenig zu beleuchten, wird verpasst. Es bleibt nur die Action übrig.
Die Reizwörter hätten auch Umweltverschmutzung, Mondfahrt oder Ringelsöckchen heißen können, es wäre jedes Mal völlig wurscht. Denn hier wird nicht diskutiert, problematisiert, kritisiert, moralisiert, hier gibt’s nur auf die Glocke. Was hätte man alles aus der Wiederbegegnung zweier einstiger Kindersoldaten – nämlich Bishop und Crain – machen können! Wie hätte man ihre tragischen Biografien gegeneinander stellen können! Wie hätte man zeigen können, dass alle Personen hier Teil eines großen Kreislaufs sind, der konsequent Mörder produziert. Und Opfer. Und Retter. Und Rächer.
Jede noch so dusselige Luc-Besson-Actiontrash-Produktion macht sich mehr Gedanken um Motivation ihrer Figuren und Tragweite ihrer Themen als dieser amerikanisch-deutsche Actionversuch, der nur bereits Gesehenes wiederkäut und keine überzeugende Erzählform dafür findet (zählen Sie mit, wie viele Ideen und Schauplätze aus James-Bond-Filmen hier verwurstet wurden – oder aus MISSION: IMPOSSIBLE-Filmen!). Selbst die Action lässt zu wünschen übrig: Die vielen digitalen Explosionen sind genauso künstlich, hohl und unbeeindruckend wie der ganze Film.
Erschienen im TV Spielfilm Blog.
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The Mechanic 2: Resurrection, USA 2016 | Regie: Dennis Gansel | Buch: Philip Shelby, Tony Mosher | Musik: Mark Isham | Kamera: Daniel Gottschalk | D: Jason Statham, Jessica Alba, Sam Hazeldine, Michelle Yeoh, Tommy Lee Jones, Yayaying Rhatha Phongam, Femi Elufowoju Jr., Toby Eddington, Anteo Quintavalle | Laufzeit: 98 Min. (Verleih: UFA)