Im amerikanischen Hinterland, irgendwo in einer gottverlassenen Ecke der Vereinigten Staaten. Hier lebt Schweinezüchter Vincent Smith (Rory Calhoun), im Umkreis von hundert Meilen für seine exzellenten Räucherwaren bekannt. Zusammen mit seiner Schwester Ida (Nancy Parsons) verdingt er sich außerdem als Besitzer des urigen ‚Motel Hello‘, dessen ‚o‘ leider einen kleinen Wackelkontakt hat – seit dreißig Jahren schon. Denn dass seine Räucherwaren so einzigartig schmecken, hat nicht nur mit Großmutters Würzmischung zu tun: gemeinsam machen die beiden Jagd auf vorbeikommende Durchreisende, die – nach Mast und Genickbruch – in Vincents Räucherkammer landen. Als durch die bemitleidenswerte Terry (Nina Axelrod) für Vincent plötzlich der Himmel voller Geigen hängt und auch noch sein Bruder Bruce (Paul Linke), Sheriff in der Gegend, langsam misstrauisch ob des Verschwindens von Menschen wird, schmeißt sich nicht nur die ein oder andere Kettensäge an, sondern es tanzen die Schweine und im Motel zur Hölle werden sehr bald wieder Zimmer frei!
Natürlich kam man nicht umhin, sich für den ideellen Background von Farmer Smith bei der Verbrecherfigur Ed Gein zu bedienen, der seinerseits sowohl für die Hauptcharaktere in Alfred Hitchcocks PSYCHO (1959) oder Tobe Hoopers BLUTGERICHT IN TEXAS (1974) Pate gestanden hatte. Ganze Motivketten, wie das verschrabbelte Motel in abgelegener Waldeslage, oder die zur Mann-Schwester-Konstellation umgearbeiteten Familienbande wurden aus den bekannten Geschichten adaptiert und um neue Ideen ergänzt. Die Geschichte, die zwar vordergründig ernst angelegt ist, jedoch immer mehr ins sarkastisch-aberwitzige abdriftet, gipfelt schließlich in einem Schlussgag, der ordentlich Pfeffer hat.
Die deutsche Synchronbearbeitung bot hier ein besonderes Filetstück für Holger Hagen, der mit seiner Interpretation Calhouns ganz formidabel ‚aufsprach‘ und die ohnehin süffige Darstellung des ergrauten Westernrecken in perfekter Art unterstrich. Alte Haudegen, die jahrzehntelang in Münchener Synchronateliers ein und aus gingen, schauten in ‘hörbarer Gestalt’ von Monika John, Hartmut Neugebauer, Marina Köhler und Hartmut Reck vorbei.
Vor Jahren bereits von CMV als Open Matte in 1,33:1 auf DVD herausgebracht, zeigt der vor geraumer Zeit erschienene Blu-ray-Release im Mediabook das originale Kinoformat 1,78:1 und kann solide Werte bei Schärfe und Kontrast erreichen. Der Ton in Dolby Digital 2.0 zeigt sich sowohl in der hervorragenden deutschen Bearbeitung als auch im englischen Original in guter Verfassung. Als Extras sind neben dem originalen und deutschen Trailer eine umfangreiche Bildergalerie sowie weitere Trailer zu Veröffentlichungen des Labels enthalten.
Der Zuschauer mag es – wirklich nur den Film betreffend – mit Fleischfachverarbeiter Smith halten, dessen Credo nicht von ungefähr wie eine Botschaft klingt und noch lange aus dem Fleischwolf quellen dürfte: „Gut genug sind alle Geschöpfe, für Farmer Vincents Töpfe!“
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Motel Hell, USA 1980, R: Kevin Connor, D: Rory Calhoun, Paul Linke, Nancy Parsons, Nina Axelrod, Wolfman Jack, Dick Curtis u.a.
Anbieter: CMV Laservision