Auch wenn die Massivität der dystopischen Zukunftsvisionen William Gibsons bisher noch nicht in Summe eingetreten ist, so kann man doch zumindest feststellen, dass viele Einzelteile des Cyberpunks punktuell bereits Realität geworden sind – seien es nun Hackerangriffe auf Internettransfers, die Macht globaler Konzerncluster oder das RLS der dauervernetzten Jugend. Wir haben zwar noch ein paar Jahre bis 2021, aber was nützt uns die Uhr, wenn andere die Zeit haben?
Als 1995 der New Yorker Installationskünstler Robert Longo mit JOHNNY MNEMONIC seinen einzigen Kinofilm drehte, konnte er nur scheitern. Basierend auf einer Romanvorlage Williams Gibsons, der mit seinem Buch `Neuromancer‘ 1984 mal nebenbei den Cyberspace erfand und das Genre des Cyberpunks begründete, waren sich Fans und Kritiker schnell einig, dass der prosaische Stil Gibsons nicht in filmische Bilder übersetzbar sei. Dass Longo, der auch seine frisch angetraute Gattin Barbara Sukowa im Film unterbrachte, trotz aller Budgetquerelen und endloser Schleifen im Storydampfgarer Hollywoods, den Film zu einem guten Ende brachte, lag nicht zuletzt an seinen visuellen Vorstellungen. Einerseits mit den inszenatorischen Mitteln eines B-Pictures arbeitend, andererseits die Sets und Stories derart rauschhaft mit den damaligen State-of-the-Art-Techniken der Computeranimation bebildernd, dass es dem Zuschauer die Sprache verschlug.
Turbine Medien spendierte dem verkannten Werk eine opulent ausgestattete Blu-ray-Premiere im Mediabook, die sich sehen lassen kann. Auf der der ersten Disc ist die ungeschnittene und remasterte US-Kinofassung mit Dolby Atmos-Ton enthalten, der wahlweise in Deutsch oder Englisch die heimische Soundanalage im 7.1-Verfahren ansteuert. Weltweit exklusiv verfügt diese Edition über einen spannenden Audiokommentar des Regisseurs, dem sich für die deutschen Fans außerdem noch ein weiterer Kommentar von Filmwissenschaftler Dr. Rolf Giesen hinzugesellt. Neben Featurettes, Behind-the-Scenes-Berichten, Interviews und einem Musikvideo des Songs „Nothing (I Don’t Want It)“ von Stabbing Westward ist außerdem die speziell erstellte, japanische Schnittfassung enthalten. Ein Booklet mit Texten von Christoph N. Kellerbach zum Genre des Cyberpunk und Kevin Zindler zu Produktion und der japanischen Schnittfassung lädt außerdem zum Schmökern ein. Auf der zweiten Scheibe ist wiederum die US-Kinofassung abgelegt, diesmal jedoch im zweisprachig verfügbaren Auro-3D-Sound mit breitgefächerter 9.1-Auflösung. Weiterhin ist der M&E-Track mit der begeisternden Filmmusik anwählbar; die Nostalgiefassung – also die 4:3-Version mit Open Matte – ist für die Sammler und Komplettisten sicher ebenfalls eine lohnende Dreingabe. Ein besonderes Extra im Stile großer Editionen ist die FrameCard, wobei die laminierte Karte einen originalen 35mm-Frame der Kinokopie des Films zeigt. Die dieses Extra enthaltende Version ist bereits beim Label vergriffen, kann jedoch gebraucht erjagt werden – muss man mal ein bisschen durchs Internet schauen, damit sollte man sich nach Genuss dieses Films ja bestens auskennen.
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Johnny Mnemonic, CAN/US 1995, R: Robert Longo, D: Keanu Reeves, Dina Meyer, Ice-T, Takeshi Kitano, Dolph Lundgren, Udo Kier u.a.
Anbieter: Turbine Medien