Alle Zuschauer, die sich weiterhin gerne im wohligen Gefühl aalen möchten, Gene Roddenberry hätte mit der integrativ-menschenfreundlichen Vielvölkermessage seines STAR TREK (1966 – 1969) Grundlegendes geleistet und Roland Emmerich mit den großformatig-sensationslüsternen Stadteinäscherungen am INDEPENDENCE DAY (1996) eine neuartige Kinogeschichte erzählt, sollten sich KRIEG IM WELTENRAUM niemals ansehen. Für alle Menschen jedoch, die eine etwaige Desillusionierung nicht scheuen, könnte sich dieses Meisterstück des Tokusatsu-Genres lohnen – auch wenn man dabei nicht umhin kann festzustellen, dass sowohl der ‚Great Bird of the Galaxy‘ als auch der ‚Spielbergle aus Obertürkheim‘ mehr als einmal in Japan abgekupfert haben.
Als hätte das Team um Produzent Tanaka, Regisseur Honda, Autor Sekizawa, Effektemeister Tsuburaya und Komponist Ifukube mit GODZILLA (1954) und dessen Fortsetzungen nicht schon genug filmhistorische Pionierarbeit geleistet; doch mit KRIEG IM WELTENRAUM stießen sie erstmals dorthin vor, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war. Realisiert als damalige A-Produktion der Toho-Studios wurde der Streifen nicht weniger als ein Meilenstein der Filmgeschichte, dessen erzählte Geschichte – die von Welles bis Wise alles verquirlte, was sich an Bedrohungen aus dem Weltall schon einmal als funktional und effektiv hatte – dank der für damalige Verhältnisse wegweisenden Tricktechnik auf eine neue Eben gehoben wurde. Noch nie zuvor hatte es Raumschiffkämpfe in der Schwerelosigkeit gegeben, Honda und Tsuburaya betraten mit Ihren faszinierenden Bildern filmisches Neuland. Wer meinte, Weltraumschlachten aus KAMPFSTERN GALACTICA (1978 – 1980) wären noch nie da gewesen und triefender Pathos im Geiste des ARMAGEDDON – DAS JÜNGSTE GERICHT (1998) hätte sich Michael Bay ausgedacht, der wird eines Besseren belehrt – denn nicht wenige Kultfilme bedienten sich später oft und gerne bei Hondas Meisterschöpfung. Und auch die Ideen eines George Lucas erscheinen nach der Sichtung von KRIEG IM WELTENRAUM nicht mehr ganz so innovativ wie vielleicht gedacht.
In der Reihe ‚Die Rache der Galerie des Grauens‘ erscheint KRIEG IM WELTENRAUM als mittlerweile 8. Eintrag zu dieser begeisternden Serie. Veröffentlicht als BD-/DVD-Kombo-Release erstrahlt der in breitwandigem TohoScope und Technicolor gedrehte Film in neuem Glanz, zeigt sein ganzes Spektrum an Effekten und farblichen Finessen auf großen Diagonalen und Heimkinowänden dieses Landes. Neben dem japanischen Originalton und der deutschen Synchronisation – in der sich die Sprechergranden der beginnenden 1960er Jahre quasi das Mikro in die Hand geben – ist der englische Dub verfügbar; die einst geschnittenen Stellen liegen in Japanisch mit deutschen Untertiteln vor. Zwei Audiokommentare sind zum Hauptfilm anwählbar: einmal das Doppel aus Dr. Rolf Giesen und Jörg M. Jedner, separat das Gespann Steve Ryfle und Ed Godziszewski – beide in Ihrer Fülle an Informationen zu Kaijus und den allgemeinen Kinophänomenen damaliger Zeit kaum zu toppen. Extra anspielbar ist die deutsche Kinofassung, die mit der amerikanischen Version inhaltsgleich ist und einst leicht gekürzt von Columbia Pictures in den Verleih gebracht wurde. Neben dem deutschen Kinotrailer sind die alte Super-8-Fassung, der deutsche und amerikanische Werberatschlag, das Filmprogramm und eine ausufernde Bildergalerie enthalten. Abrundendes Schmankerl ist ein 20-seitiges Booklet, welches Audiokommentierer Jedner unter seinem KX-gestählten ‚nom de plume‘ Jo Steinbeck verfasste und viele Fakten und Hintergründe zu Darstellern und Filmmotiven in ausführliche Zeilen kleidet.
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Uchu Daisenso, Japan 1959, R: Ishirō Honda, D: Ryô Ikebe, Kyôko Anzai, Koreya Senda, Harold Conway, Minoru Takada, Len Stanford
Anbieter: Anolis Entertainment