Was waren das für Zeiten: 1982, als BLADE RUNNER die Science Fiction revolutionierte, der ‚Trek zu den Sternen‘ mit DER ZORN DES KHAN noch mal richtig durchstartete und Steven Spielberg mit E.T. den wohl knuffigsten Familienaußerirdischen dieser Dekade kreierte, saß Roger Corman in Los Angeles und überlegte, an welcher ‚Ecke‘ der aktuellen Filmtrends er mit seiner New World Pictures knabbern konnte. Weltraum war große Mode – wieder einmal in der Filmgeschichte – und Ridley Scott hatte mit ALIEN (1979) den Horrorfilm um eine interessante Monsterkomponente erweitert. Warum also nicht alles zusammen in ein Drehbuch gepackt, ordentlich B-Film-Charme dazu, alles eine ganze Spur schmaler, dreckiger und geschmackloser? Gesagt, getan – und mit MUTANT nicht weniger als eines der unverhohlensten, ideenreichsten und genialsten ALIEN-Rip-Offs gefertigt, dass die Welt je gesehen hat.
Als hätte das rührige Anolis-Label den Fans nicht schon manchen Traum erfüllt, setzt das Label nun mit der Reihe „Phantastische Filmklassiker“ eine weitere Wegmarke. Die Eröffnung des Kapitels „Die 80er“ bildet MUTANT – DAS GRAUEN IM ALL. Nichts für zarte Gemüter, nichts für Rosamunde-Pilcher-Fans – für Freunde des abseitigen FIlmguts mit klarem Bekenntnis zum ‚cash as cash can‘ jedoch ein großes Fest zum kleinen Preis. Regisseur Allan Holzman, der hernach gemeinsam mit Martin Nicholson auch den Filmschnitt besorgte, kam ursprünglich mit einem LAWRENCE VON ARABIEN (1962) in den Weltraum verschiffenden Skript zu Corman. Dieser, stets preisbewusst, bog das Thema recht schnell ab, überließ Holzman aber den Regiestuhl bei MUTANT – DAS GRAUEN IM ALL und drehte ideenmäßig das große Rad. Sparsam und effizient ließ es Corman übrigens auch beim Produktionsvolumen angehen: die Weltraumschlachten recycelte er aus seinem zwei Jahre zuvor gedrehten SADOR – HERRSCHER IM WELTRAUM (1980), ein Großteil der Kulissen stand noch von PLANET DES SCHRECKENS (1981) parat.
Die deutsche Synchro besorgte Hartmut Neugebauer in München, wobei er neben Eddie-Murphy-Sprecher Randolf Kronberg auch Alexander Allerson und Jochen Striebeck ins Studio bat – dass ein gewisser Christian Tramitz, der hier den bemitleidenswerten Michael Bowen spricht, mit der BULLYPARADE zum Star würde, stand damals noch nicht mal in den Sternen. Der Nobis-Verleih schließlich legte noch ganz eigene Kreativität an den Tag, flanschte er doch die komplette Weltraumschlacht vom Beginn des Filmes nochmals ans Ende und generierte so eine fatalistische ‚It’ll never end‘-Attitüde im Geiste von Umberto Lenzis GROSSANGRIFF DER ZOMBIES (1981). Böse Zungen könnten meinen, der Film wäre schlicht zu kurz gewesen, aber das sind hässliche Unterstellungen und darauf stehen vierzehn Tage Survival Training auf Xarbia.
Wer schon Ridley Scotts Original mochte, wird Roger Cormans Zweitoriginal erst recht zu schätzen wissen. Ein ganz bunter, derber, feister Strauß voller Mondblumen, reich an Plagiats-Vitaminen, Potenz-Proteinen und Spuren von guten-Geschmacks-Elementen. Im Ganzen also schwer empfehlenswert.
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Forbidden World / Mutant, USA 1982, R: Allan Holzman, D: Jesse Vint, Dawn Dunlap, June Chadwick, Linden Chiles, Fox Harris, Michael Bowen
Anbieter: Anolis Entertainment