THE RAIN geht gleich im Schnellzugtempo los. Gerade kann sich Simone (Alba August) in der Schule zu einem Date mit ihrem Traumtypen verabreden, da eilt schon ihr wirr wirkender Vater herbei, zerrt sie weg, packt sie mit Mama und Bruder ins Auto und fährt los. Denn nichts geringeres als die Menschheit dürfte in den nächsten Minuten/Stunden ausgelöscht werden. Nach etwa 10 Minuten haben sie (durch einen allzu glücklichen Zufall) einen hypermodernen Bunker in einem Wald erreicht. Kurz bevor es anfängt zu regnen.
Der Vater zeigt ihnen schnell-schnell die lebenserhaltenden Funktionen im Bunker (Schutzkleidung, Essen, Strom etc.) und entschwindet nach gefühlten zwei Minuten wieder. In Schutzkleidung, weil er einer der wenigen Wissenschaftler ist, die einerseits schuld sind an der Katastrophe, andererseits ein Heilmittel entwickeln können. Denn im Regen befindet sich ein Virus, das die Menschen sofort umbringt. Wasser, Quell des Lebens, wird zur tödlichen Gefahr. Bis zum Ende der 8 Folgen erfahren wir wenig Genaues über das Virus, lediglich Anspielungen. Aber auch, dass es sich um einen groben Fehler der Wissenschaft handelt. Zuviel Enthusiasmus, zu frühe Tests oder so. Oder, um es psychologisch zu erklären (was durchaus erlaubt ist, wie die weiteren Ausführungen zeigen werden): ein massiver Fehltritt des väterlichen Prinzips.
Als sie sich endlich herauswagen, schließen sie sich einer Gruppe mehr oder weniger Gleichaltriger an. Die Gruppe rund um die dominierende und bestimmt auftretende Simone und den überaus vernünftigen Martin (Mikkel Folsgaard) verfolgt den Plan, die virenfreie Zone zu finden, die Simone auf den seltsamen virtuellen Karten des Bunkers glaubt entdeckt zu haben. Am Ende der Reise soll auch der Vater stehen, mit all den Erklärungen, die er Simone und Rasmus vorenthalten hat.
Mit THE RAIN ist Netflix eine weitere Teenage-Angst-Story gelungen, die auch für ältere Semester durchaus sehenswert ist. Die dänische Netflix-Serie mag zwar banaler sein als das deutsche DARK, ist aber nur bedingt vergleichbar. Düsternis und Hoffnungslosigkeit speisen sich hier weniger aus politischen und beengenden, dörflichen Klaustrophobien, sondern aus der Trennung von der väterlichen Autorität. Dass die Mutter keine Rolle spielt (d.h. zu schnell tot ist), ist beinahe ein klassischer Filmtopos, der hilft, die Führungslosigkeit einer Familie zu unterstreichen.
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The Rain, Dänemark 2018 | Regie: Kenneth Kainz, Natasha Arthy | Darsteller: Alba August, Lucas Lynggard Tonnesen, Mikkel Folsgaard, Lukas Lokken, Jessica Dinnage | 8 Episoden à 35’ bis 45’