Nach weltweiten Berichten von Massenselbstmorden im Fernsehen bricht die Epidemie nun auch in den USA aus, gerade als die schwangere Malorie (Sandra Bullock) mit ihrer Schwester aus einer Vorsorgeuntersuchung das Spital verlässt. Kranke rennen gegen Glasscheiben, um zu sterben, Autos crashen gegeneinander und auch Malories Schwester lässt sich absichtlich von einem Lastwagen überfahren. Schnell wird die Überlebensregel eingeführt: Es gibt ein großes, unheimliches Etwas – und wehe dir!, tritt keinesfalls zu diesem Etwas in Blickkontakt.
Doch BIRD BOX leistet plötzlich mehr, ist nicht grundlos nach ROMA gleich der zweite große Filmerfolg von Netflix. Was BIRD BOX dramaturgisch über die üblichen klaustrophobischen Epidemiefilme hebt, ist die Parallelmontage zu einer späteren Zeit. Wir sehen Malorie, wie sie sich selbst und zwei Kindern Augenbinden anzieht und mit zwei Vögeln in einem Käfig, der Bird Box, ein Haus verlässt, und sich auf einem Ruderboot blind einen Fluss hinunter treiben lässt. Diese Story handelt 5 Jahre nach dem Drama im Haus, doch was ist dazwischen geschehen? Was ist mit den anderen Menschen geschehen? Und: Was wird noch alles geschehen?
So wie schon George Romeros Zombiefilme oder CRAZIES sich rund um die Ängste als Reflexion einer gesellschaftlichen Situation auseinandersetzten, so darf Susanne Biers Horrorfilm bewusst als Analyse um den aktuell fragilen Zustand der Demokratie gesehen werden. Es gibt die (Selbst-) Kastrierten und die Sehenden – und die dämonische zerstörerische Macht. Wenn Malorie in dieser Situation zwei Kinder aufzieht und diesen lediglich die Namen „Mädchen“ und „Junge“ gibt, dann wird auch klar, dass wir uns auf dem Ruderboot auch auf einer kleinen Arche befinden, dem Versuch, den Lauf der Gesellschaft irgendwann wieder mit besseren (Urtypen von) Menschen zu verändern.
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Bird Box | USA 2018 | Regie: Susanne Bier | Drehbuch: Eric Heisserer | Kamera: Salvatore Totino | Musik: Trent Reznor, Atticus Ross | Darsteller: Sandra Bullock, John Malkovich, Sarah Paulson, Trevante Rhodes, Machine Gun Kelly, Lil Rel Howery | 124 min.