Als hätte das rührige Label den Fans nicht schon manchen Traum erfüllt, setzt Anolis nun mit der Reihe „Phantastische Filmklassiker“ eine weitere Wegmarke. Die Eröffnung des Kapitels „Die 60er“ bildet GEHEIMAGENT BARRETT GREIFT EIN, ein leider zu Unrecht etwas in Vergessenheit geratener Hollywoodfilm, der bei seiner Premiere unterging – nur um mit den Jahren immer mehr an Aktualität und Wichtigkeit zu gewinnen. Lassen wir uns entführen in die widrig-staubige Wüste Kaliforniens.
Schon der Vorspann mit seinen abstrakten Formen und farblichen Verfremdungen, die darüber hinaus punktgenau mit Jerry Goldsmiths Zwölftonpattern korrespondieren, lässt erahnen, dass wir es bei GEHEIMAGENT BARRETT GREIFT EIN mit mehr zu tun haben, als einer bloßen James-Bond-Kopie, wie sie in diesen Zeiten dutzendfach erschienen. Eher gemahnen die ersten Minuten an die Hitchcock-Credits eines Saul Bass – sie täuschen darüber hinweg, dass John Sturges diese für seine sonstigen Verhältnisse eher schmal budgetierte Produktion kurzerhand einschob, da sich die Vorbereitungen für Vierzig Wagen westwärts (1965) länger als gedacht hinzogen. Der Roman „The Satan Bug“, unter Pseudonym verfasst von Alistair MacLean, stellt die Angst vor Bakterien als Kampfstoff in den Vordergrund und Sturges – der das Geschehen in die Gegend um Los Angeles verlegen lässt – setzt diese mit dem erkennbaren Stil eines Westernregisseurs in Szene. Der wilde, doch breit ausladend und beizeiten etwas sehr ‚ruhig‘ erzählte Mix aus Agenten- und Kriminalfilm, atmet mit einer großen Dystopie-Attitüde und klassischen Science-Fiction-Ideen in Stil und Layout den Charakter eines wohltemperierten Neo-Westerns.
Das farbenprächtige Cinemascope-Bild präsentiert sich in hervorragender Abtastung im Originalformat, überzeugt durch kontrastreiche Kantenschärfe und beeindruckende Sauberkeit. Die in Berlin entstandene deutsche Synchronisation – die bis in Nebenrollen hochkarätig besetzt ist und mit der Verpflichtung Gert Günther Hoffmanns, dem damaligen Standardsprecher Sean Connerys, die Assoziation der Titelrolle mit jenem berühmtesten Agenten im Geheimdienst Ihrer Majestät noch zu verstärken sucht – gestaltet sich ebenso wie der englische Originalton rauscharm und gut verständlich. Das Mediabook ist mit zwei gezeichneten Covervarianten erschienen, wobei die Auswahl in Anbetracht der formschönen Motive schwerfallen dürfte. Prof. Dr. Marcus Stiglegger liefert einen sachkundigen Audiokommentar, in dem Bezüge zu anderen Filmen im Genre und eine filmkontextuelle Einordnung des Streifens erfolgt. Der englische und deutsche Kinotrailer präsentieren Hauptdarsteller Maharis, der sich selbst an das Publikum wendet und zum Besuch des Lichtspielhauses einlädt. Neben der deutschen Titel- und Schlusssequenz befinden sich sechs amerikanische Radio Spots, der deutsche Werberatschlag und das Filmprogramm sowie eine umfangreiche Bildergalerie in den Extras.
GEHEIMAGENT BARRETT ist in Zeiten von wahr gewordener Bedrohung durch bakteriologische Kriegsführung aktueller denn je – die Zeit hat für den Film gearbeitet. John Sturges entführt uns in eine große Hollywoodwelt, die längst vergangen ist und doch ewig weiterleben wird. Wie epochal ein großes Opus über einen kleinen Käfer auszusehen vermag, kann vom geneigten Filmfreund hier erfahren werden – Geheimagent Barrett sollte in jedem Filmregal seinen Platz finden.
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The Satan Bug | USA 1965 | Regie: John Sturges | Darsteller: George Maharis, Richard Basehart, Anne Francis, Dana Andrews, John Larkin, Simon Oakland u.a.
Anbieter: Anolis Entertainment