Nachdem in der Vergangenheit bereits zahlreiche Kaiju-Titel in einer hochwertigen Reihe bei Anolis Entertainment erschienen sind, legt das Label diese nun Schritt für Schritt in Blu-ray-Editionen auf. Der Vorteil dieser Auflagen liegt vor allem in der HD-Qualität der Filme, denn auf die Extras der „Metalldoseneditionen“ wurde hier verzichtet. Kaiju-Liebhaber erhalten hier in erster Linie eine günstige Möglichkeit, die Filme zu einem erschwinglichen Kurs in besserer Qualität zu erwerben. Enthalten ist jeweils der japanische Originalton, die deutsche Synchronfassung und ein Trailer. Untertitel können optional hinzugeschaltet werden. Die Blu-ray-Veröffentlichung zu FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELSMONSTER, FRANKENSTEINS HÖLLENBRUT und FRANKENSTEIN UND DIE UNGEHEUER AUS DEM MEER ist Anlass, noch einmal gebündelt auf diese Titel einzugehen. Allen gemein ist, dass sie im Titel den japanischen Nationalhelden Godzilla verschweigen.
“Back to the roots – with less effort!” muss Produzent Tomoyuki Tanaka wohl als Mantra an seine Mannen ausgegeben haben, als es an die Produktion von FRANKENSTEINS HÖLLENBRUT ging. Denn so ziemlich alles, was ihm am Vorgängerfilm FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELSMONSTER missfiel und er dort krankheitsbedingt nicht mehr verhindern konnte, warf man hier über Bord und kehrte zurück zum Godzilla-Strickmuster der späten 1960er Jahre – für möglichst schmales Geld allerdings. War dem Produzenten die Herangehensweise von Regisseur Yoshimitsu Banno beim Vorgänger zu esoterisch und psychedelisch, so konnte er sich bei Jun Fukuda sicher sein, dass es hier ums ‘grobe Ganze’ geht und dieser den Film locker zu einem Sieg nach Punkten bringen würde. Fukuda blieb nichts schuldig, denn ihm gelingt es, aus der beschränkten und mit viel stock-footage auskommenden Produktion das Maximum an Unterhaltung herauszuholen. Dass die Shōwa-Staffel, trotz eines mehrfach durchgearbeiteten Drehbuches von Altmeister Shinichi Sekizawa, bereits an Auszehrungserscheinungen litt und sich redlich am Wiederholen von Erprobtem abarbeitete, sollte man jedoch nicht ganz unerwähnt lassen.
Wie kostenschonend gearbeitet werden musste, lässt sich für den Soundtrackkenner auch anhand der Tonspur bemerken. Denn auch bei der Filmmusik dampfte man ein und wiederverwertete bereits existente Musiken vom legendären Akira Ifukube, die sich jedoch wiederholt perfekt auf die Szenerien legten und außerdem noch mit einem poppigen, den Film beschließenden Godzilla-Song veredelt wurden.
Vom Grunde her zeigt FRANKENSTEINS HÖLLENBRUT jedoch noch stärker den Versuch, möglichst viele einst relevante Themen auf einen Nenner und im Sinne eines maximierten Publikumsinteresses unter einen Kimono zu bringen. Was damals noch in den Kinderschuhen steckte und für europäische Zuschauer so gut wie unbekannt gewesen sein dürfte – die speziell asiatische Unterform der Comiczeichnungen, sog. Mangas – wurde in Gestalt der zeichnenden Titelfigur Gengo (Hiroshi Ishikawa) thematisiert, ebenso wie die aufkeimende Emanzipation der holden Weiblichkeit. Für das kindgerechte sorgte der titelgebende Vergnügungspark, in dem sich statt einer Micky Mouse ein lebensgroßer Godzilla-Tower wiederfand, während das erwachsene Publikum durch die Antipoden der Story angelockt werden sollten: die wachsende Umweltverschmutzung hat die Erde für aus dem Weltall zugereiste Käfer lebenswert gemacht, die sich nunmehr toter Menschenkörper bemächtigen um ihren perfiden Plan der Unterjochung umzusetzen. Die bunt gewürfelte Menschentruppe aus Hippies stellte auf das jugendliche Publikum ab, gleiches galt für die poppigen Farbkombinationen in Kostümen und Sets. Dass dennoch das Fernsehen mit seiner Monster- und Superheldenschwemme den Toho-Kinogiganten zusehends das Wasser abgrub, darf als Treppenwitz der Geschichte ausgelegt werden.
In der Godzilla-Filmreihe markiert FRANKENSTEIN UND DIE UNGEHEUER AUS DEM MEER (GOJIRA, EBIRA, MOSURA: NANKAI NO DAIKETTŌ, 1966) aufgrund mehrerer Faktoren eine erhebliche Zäsur innerhalb der Showa-Staffel: Aufgrund der TV-Konkurrenz waren die Zuschauerzahlen drastisch zurückgegangen, andere Monsterfilme fluteten den Markt. Toho-Produzent Tomoyuki Tanaka steuerte gegen: Während zeitgleich Ishirō Honda für FRANKENSTEIN – ZWEIKAMPF DER GIGANTEN (FURANKENSHUTAIN NO KAIJÛ: SANDA TAI GAIRA, 1966) aus dem Vollen schöpfen konnte, dampfte Tanaka das Budget für Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer merklich ein und verpflichtete mit Hondas ehemaligem Assistenten Jun Fukuda einen neuen Regisseur, der der Reihe frische Impulse geben sollte. Trotz der Kostenreduktion gestalteten sich die im bewährten Suitmation-Verfahren hergestellten Monsterkämpfe überzeugend, unterhielten prächtig und brachten Humor und Schnelligkeit in die zuvor manchmal allzu epischen Honda-Inszenierungen.
Anstatt Godzilla wiederholt Miniaturstädte plattwalzen zu lassen und weiterhin das apokalyptische Katastrophenfilmgenre zu bedienen, schmiss man jetzt Agentenfilmelemente mit Motiven des Dschungelabenteuers zusammen, würzte mit etwas Nibelungen-Saga nach (Godzillas Erweckung) und schmeckte mit buntem Südseefeeling ab. Dass im ursprünglichen Filmkonzept King Kong als Hauptprotagonist parat stand und erst in der Projektentwicklung gegen Godzilla ausgewechselt wurde, merkte man deutlich in der charakterlichen Wandlung des Monsters – so erhielt es sympathischere Züge und half letzten Endes sogar den gestrandeten Menschen aus der Patsche.
Entgegen der landläufig etwas abschätzigen Meinung über Fukudas Kaiju-Beiträge muss man dem Film zugutehalten, dass er aus seinen merklichen Mängeln das Beste herausholt, nie Langeweile aufkommen lässt und immer unterhaltsam bleibt – die erneut ansehnlichen Spezialeffekte tragen ihren Teil zum Gelingen dieser Südseeexpedition bei. Das Skript von Shinichi Sekizawa kann sich in seiner Verknüpfung von verschiedensten Stilen wirklich rühmen, Geschmäcker alter und junger Zuschauer gelungen zu vereinen und die Farbgestaltung liefert in ihrer Vielfalt hervorragendes Zeitkolorit aus dem Japan der 1960er Jahre.
„Fischmäßig hätt‘ ich nur Hummer da!“. Von jedem Kellner, der einen solchen Satz aus dem Mund bringt, würde man das Trinkgeld zurückverlangen. Doch was uns ‚Kellner‘ Fukuda hier an filmischem Südseecocktail einschenkt, ist aller Ehren wert. Garniert mit dem knuffigsten Monster, dass je über Kinoleinwände tappste, ist hier gute Unterhaltung für Groß und Klein garantiert!
„Gojira … Gojira … Gojira!“
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Gojira tai Hedora | Japan 1971 | Regie: Yoshimitsu Banno | Darsteller: Akira Yamauchi, Hiroyuki Kawase, Toshie Kimura, Toshio Shiba, Keiko Mari u.a.
Chikyū kogeki meirei: Gojira tai Gaigan | Japan 1972 | Regie: Jun Fukuda | Darsteller: Hiroshi Ishikawa, Yuriko Hishimi, Minoru Takashima, Tomoko Umeda, Kunio Murai, Haruo Nakajima
Gojira Ebira, Mosura: Nankai no Daikettō | Japan 1966 | Regie: Jun Fukuda |
Darsteller: Akira Takarada, Kumi Mizuno, Chotaro Togin, Akihiko Hirata, Jun Tazaki, Hideo Sunazuka u.a.
Anbieter: Anolis Entertainment