Als Duke Mitchell DER PATE (1972) im Kino gesehen hatte, war ihm aus eigener Erfahrung klar: so ‚gelackt‘ wie bei Coppola ist die raue Wirklichkeit nicht. Und da Duke nie unter mangelndem Selbstbewusstsein litt, sagte er sich „F**k you, Francis. Das kann ich besser!“, kratzte sein als Crooner und Nachtclubbetreiber sauer verdientes Geld zusammen und drehte mit DER MAFIA-KILLER einen erdig-dreckigen, kleinen-großen Streifen, der nicht nur Quentin Tarantino zu seinem Killerpärchen Jules Winnfield und Vincent Vega aus PULP FICTION (1994) inspiriert haben dürfte.
Die 1970er – New Hollywood – Kunst und Kommerz im Ami-Mainstreamkino im Einklang. Kleine Klassiker wie STRASSE ZUM JENSEITS (1972), SUPERFLY (1972) oder BLACK MAX/DER PATE VON HARLEM (1972) schienen den Dreck der Straße direkt in die Kinos zu tragen. Doch sie alle scheinen nur Ouvertüre im Vergleich mit DER MAFIA-KILLER, der seinen veristischen Ansatz konsequent zu Ende führt. Duke Mitchell, der neben dem „selbst erlebten“ Drehbuch und der Regie auch die Hauptrolle übernahm, den Film finanzierte und auch noch einen Großteil der Musik beisteuerte, drehte das ganz große Rad. Ständig pendelt der Film zwischen künstlerischen Szenerien und blutigem Revolvergemetzel, dick aufgetragener, italienischer Mafiarührseligkeit ob der vergehenden, alten Zeiten und locker, aus der Hüfte geschossenen Szenen voller Realismus. Es ist schmuddelige Wirklichkeit, ohne Rücksicht auf Verluste; gefühlt steht der Film ständig breitbeinig mit dicker Hose in der Gegend rum. DER MAFIA-KILLER ist pures Straßenkino, zum Teil improvisiert, immer wieder derbe übertreibend – Achtzig Minuten unter Volldampf, mit Pasta, Power, Prahlerei.
Subkultur präsentiert DER MAFIA-KILLER als Nr. 7 seiner zweiten Grindhouse Collection im Combo-Package mit Blu-ray und DVD, wobei diese liebevolle Veröffentlichung auf 1000 Stück limitiert ist und sich in Anbetracht der Extras als ziemliches Nonplusultra ausnimmt. Neben der restaurierten Fassung, die 2017 von Augustus Color im Breitwandkinoformat erstellt wurde, ist auf der Blu-ray auch die 2018 im Auftrag von Subkultur von LSP Medien gefertigte, ungefilterte Grindhouse Fassung mit Open Matte enthalten, die durch ihren natürlichen Filmlook echte Bali- und Aki-Atmosphäre verbreitet und sogar noch einen Ticken höhere Kantenschärfe aufweist. Die berührende, dreiviertelstündige Dokumentation „Like Father, Like Son“ lässt die schillernde Persönlichkeit Duke Mitchell wiederauferstehen, wobei mit seinem Sohn Jeffrey Mitchell und den langjährigen Freunden Frankie Ray und George Jacobs kompetente Interviewpartner bereitstehen. Ebenfalls äußern sich Matt Cimber und Jim LoBianco zu ihren Erfahrungen mit diesem Film, während man mit „Home Movies“ zwölf private Schmalfilmaufnahmen Duke Mitchells bestaunen kann. Hinter „An Impressionistic Tribute to Jimmy Durante“ verbirgt sich ein in den 1960er erstelltes TV-Special, dass Mitchell zu Ehren des großen Komikertalents und mit eigenen, skurrilen Auftritten kombinierte; die separat vorliegenden 16mm-Probeaufnahmen „Duke Mitchell als Jimmy Durante“ zeigen die Hintergründe dieser Produktion.
DER MAFIA-KILLER mag handwerklich „Luft nach oben“ haben, als filmisches Gesamtkunstwerk und Spiegel einer Kinozeit, in der auf Zelluloid noch alles möglich schien, ist er hingegen ein kleines, agiles Meisterstück. Permanent mit Überdruck, immer direkt ‚frei Schnauze‘, stets am Anschlag der Gefühle, durchweg überraschend und grundehrlich. Duke Mitchell hat der Welt einen rüden Gangsterkrimi geschenkt, den man nicht so schnell vergisst, schon gar nicht in dieser mustergültigen Veröffentlichung. Dieser Film hat auch heute noch jeden Zuschauer eins fix drei am Fleischerhaken. Salute, Mimi!
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Like Father, Like Son | USA 1974 | Regie: Duke Mitchell | Darsteller: Dominico Miceli, Vic Caesar, Lorenzo Dodo, Louis Zito, Cara Salerno, Fred Otash
Anbieter: Subkultur Entertainment