Zombies’ Clowns sind zurück.

Als Bandleader von „White Zombie“ war Rob Zombie dereinst ein großer Star der Grunge-Bewegung – und das, obwohl sich die Ästhetik der Band so gar nicht an den damaligen Werten von Echtheit und Authentizität orientierte. Das Video zu ihrem grössten Hit „Thunderkiss 65“ zelebrierte die Sixties-Welt von Russ Meyers FASTER, PUSSYCAT! KILL! KILL!. Nämlich Sex und Gewalt. Wüste. Ein Menschenbild irgendwo zwischen Rockern, Hippies, Sixties- und Seventies-Camp. Seinen Ruhm nutzte Rob Zombie fortan, nicht nur um Musikvideos für seine Band zu drehen, sondern auch um seinen anderen Traum nebst der Musik zu verwirklichen: Horrorfilme zu drehen.

Sein Erstling HAUS DER 1000 LEICHEN (2003) wurde zu einem kleinen Überraschungserfolg, inzwischen hat Zombie bei neun Filmen Regie geführt. Unter anderem einem Remake von HALLOWEEN (2007) nach Carpenters Originalscript. Erwähnenswert auch, dass er im gleichen Jahr für Tarantino/Rodriguez einen der fünf Fake-Trailer zum „Grindhouse Doublefeature“ drehen durfte: WEREWOLF WOMEN OF THE SS.

Sein zweitneuster Film 31 ist ein klassischer Rob Zombie-Film. Beginnt mit einem Kafka-Zitat, von dem man sofort weiss, dass das im Kontext des folgenden Films nur zynisch gemeint sein kann: „Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis ist der Wunsch zu sterben.“ Kafka zitieren als Witz des Slasherfilmers, nicht schlecht. Film ab. Ein abgefuckter Clown, durchgehendes Motiv in Rob Zombies Filmen, spricht in die Kamera und sagt: „Ich bin kein abgefuckter Clown.“ Den zitternden Priester vor ihm, der seinen langen Monolog anhören muss, ereilt kein angenehmes Ende.

Auch danach befinden wir uns im klassischen Rob-Zombie-Universum. Ein Wohnmobil mit einer freakigen Jahrmarkttruppe fährt durch die Wüste. Die Leute sind cool: prollig, aber aufgeschlossen, natürlich Bärte und Dreadlocks, Frauen, die genauso schweinisch und frei über Sex sprechen wie die Männer und natürlich kiffen alle, was das Zeug hält. In der Hauptrolle die wilde sexy Braut Charly – natürlich gespielt von Shari Moon Zombie, Rob Zombies Ehefrau, die in all seinen Filmen eine tragende Rolle innehat. Es ist, wie in fast jedem von Rob Zombies Filmen, der 31. Oktober, dieses Mal 1976. Als sie vor einem christlichen Hof kurz halten und wir den unglaublichen Countrysong „We Buried her Beneath the Willow“ (Kitty Wells, 1959) hören, ahnen wir, dass es langsam ungemütlich wird.

Tatsächlich: Die libertäre Hippietruppe wird später nachts von düsteren Vogelscheuchen auf der Straße aufgehalten, wo die coolen Socken überfallen und verschleppt werden. Mit ihnen wird in einer stillgelegten Fabrik ein böses Spiel gespielt: „31“. Ein Spiel, das 12 Stunden dauert. Die Aufgabe: zu überleben, während eine Reihe von Killer-Clowns versucht, sie umzubringen.

Rob Zombies’ Aufstellung der Guten gegen die Bösen ist geradezu symbolhaft. Auf der einen Seite ein libertärer Sauhaufen an freundlichen, freiheitlichen, sexy Post-68er und Post-Grunger. Auf der andern Seite eine aristokratische Gruppe von Menschen in Louis-XIV-Perücken, die sich gelangweilt die Ermordung dieser anarchischen Truppe ansehen wollen und dazu eine Horde Gnome in Hitlerkostümen und Make-up mit Clownsnasen beschäftigen und für das Todesspiel Killer-Clowns einsetzen: Sickhead, Psychohead, Schizohead, Sexhead, Deathhead und schließlich der böseste von allen: Doomhead („Was an meiner Erscheinung verschafft dir den Eindruck, dass ich jemanden überleben lassen würde?“). Zombies Film inszeniert also einen Klassenkampf: Die freiheitliche Gesellschaft wird von einer Oberschicht angegriffen, die Rechtsextreme und Idioten (Clowns) für sich instrumentalisiert.

All das lässt Rob Zombie viel Raum, genüsslich grauenvolle Szenerien zu erschaffen und schreckliche Gestalten in Clownsform auftreten und morden zu lassen. Von Motorsägen, über Hitlerreden bis hin zu Hänsel und Gretel und Malcom McDowell ein Gruselkabinett entstehen zu lassen, das durchaus Freude macht. Auch wenn der Film dramaturgisch nur wenig über einen Mittelmaß-Horrorfilm hinauskommt: Die Liebe, mit der er gemacht ist, zählt eben auch.

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31 | USA / UK 2016 | Regie: Rob Zombie | Darsteller: Sheri Moon Zombie, Jeff Daniel Phillips, Meg Foster, Malcolm McDowell, Richard Brake u.a. | Laufzeit: 102 min.

Anbieter: Tiberius Film