Wir leben in postapokalyptischen Zeiten. Warum also nicht ein Revival des Postapokalypse-Genres? Obwohl Joe Begos noch kein Wissen um den Bodycount der Coronakrise in den USA, um die BlackLivesMatter-Demonstrationen oder um die Aufmärsche rechtsextremer „Coronagegner“ hatte – dieses bürgerkriegsähnliche Chaos in den USA -, bastelte er sich aus den sich stets verschlechternden Verhältnissen der US-Opiatkrise einen postapokalyptischen Kracher zusammen. In schöner Endsiebziger-Manier orientiert sich V.F.W. an ASSAULT ON PRECINCT 13 und ähnlich gelagerten Carpenter-Perlen oder Italo-Rip-Offs.
Dort hängen die alten Jungs ab, die bereits den Korea- oder den Vietnamkrieg mitgemacht haben, zu ihren Drinks gern eine VHS-Kassette mit einem erotischen 80s-Aerobictraining anschauen und von alten Zeiten schwärmen. Die illustre alte Truppe besteht nicht nur aus Stephen Lang (AVATAR) oder Martin Kove (KARATE KID), sondern reicht auch filmhistorisch zurück zu David Patrick Kelly (der bereits in THE WARRIORS spielte) und Fred Williamson, der eigentlich hier nicht vorgestellt werden muss, doch dessen besonderen Vorkenntnisse aus italienischen Postapokalypsefilmen noch einmal hervorgehoben werden dürfen. Williamson spielte in Enzo Castellaris DIE RIFFS (1982) und dessen METROPOLIS 2000 / I NUOVI BARBARI (1983). In die Bar gesellt sich schließlich noch ein jüngerer Kriegsveteran, frisch aus Afghanistan und nicht minder abgebrüht wie die alten Jungs.
Labte sich Begos in BLISS noch an blutüberströmten Körpern und Gesichtern, so hat er es in V.F.W. vor allem darauf abgesehen, Köpfe zu zermatschen, Köpfe von Hörnern an der Wand zu durchbohren, Köpfe am Boden platt zu treten. Begos sucht seine materialistische Transzendenz in der Zerstörung des Denk- und Fühlapparates – auf ganz andere Art konzentrierte er sich bereits in THE MIND’S EYE (2015) auf das Gehirn. Ursprung der Probleme oder Begierden sind dabei in Begos’ Filmen immer Dinge, die das Gehirn irgendwie triggern: Die Psychokinese in MIND’S EYE, oder die Drogen „Bliss“ in BLISS und „Hype“ in V.F.W..
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V.F.W., USA 2019 | Regie: Joe Begos | Drehbuch: Max Brallier, Matthew McArdle | Musik: Steve Moore | Kamera: Mike Testin | Darsteller: Stephen Lang, William Sadler, Martin Kove, Fred Williamson, Sierra McCormick, Tom Williamson, Travis Hammer, Dora Madison, u.a. | Laufzeit: 92 min.