Horrorkrimi: Dr. Patrick Cory, Landarzt im kalifornischen Green Valley, experimentiert mit Affenhirnen. Seine liebende Gattin Janice würde Versuchsäffchen Nummer 5 gern zum Schmusen behalten, aber die Wissenschaft fordert nun mal ihren Tribut. Selbst ein Alkoholiker wie Pat Corys bester Freund, der Chirurg Dr. Frank Schratt, kann sich hier noch nützlich machen. Schon liegt das entnommene Affenhirn in einer Nährlösung, und dabei geht’s ihm sogar ausgesprochen gut! Als in der Nähe ein Flugzeug abstürzt, versucht Pat Cory, den einzigen Überlebenden zu retten, den Millionär Warren Horace Donovan. Doch der stirbt ihm unter den Händen weg. Als Pat entdeckt, dass dessen Gehirn noch lebt, kommt ihm eine unheilvolle Idee… Kollege Frank ist das nicht geheuer, aber dann liegt auch das Hirn des Mr. Donovan in einer Nährlösung, wächst und gedeiht – und scheint irgendetwas auszubrüten. Nur was? Pat will es unbedingt herausfinden! Und bringt damit Janice, Frank und sich selbst in äußerste Gefahr…
Was auffällt: Alle diese Filme (außer der Parodie) sind B- und C-Filme, die höheren Weihen eines Hollywood-A-Films hat der Stoff nie empfangen. Auch die vorliegende Verfilmung von 1953 macht da keine Ausnahme, besitzt technisch aber ein hohes Niveau (Kameramann ist der spätere Oscar-Preisträger Joseph F. Biroc) und gibt sich aller Phantastik zum Trotz ganz ernsthaft. Regisseur Felix Feist, einer der „Kings of the B’s“ und bei Insidern berühmt für seinen (lange verschollenen) Katastrophenfilm DELUGE (USA 1933), hält sich in seinem Szenario erfreulich eng an die Vorlage und berührt dabei Fragen wie: Ab wann ist der Mensch wirklich tot? Was ist noch Gedächtnis, was schon Seele? Darf der Mensch in die Schöpfung eingreifen, oder soll er es sogar? Philosophische Tiefe oder wissenschaftliche Selbstkritik sollte man trotzdem nicht erwarten. DONOVAN’S BRAIN ist pulpiger Horrorstoff, der nicht wirklich weiß, wozu das Experiment eigentlich nütze sein soll, und der am Ende auch keine andere Erklärung hat als: So sind sie halt, die Forscher!
Überhaupt geht es bei allen drei Hauptfiguren um Abhängigkeiten und deren Überwindung: Patrick muss die Ketten seiner hypnotisch-telepathischen Versklavung sprengen, Kollege Frank seine Alkoholsucht überwinden und Janice ihre, nun ja, schwer belastete Ehe retten… DONOVAN‘S BRAIN ist auf seine Art ein Klassiker, zwar nur ein kleiner Klassiker, aber immerhin. Er ist ein „missing link“ zwischen dem Transplantations-Überklassiker FRANKENSTEIN (USA 1931, R: James Whale) und modernen „Undenkbarkeiten“ wie z.B. der Artificial-Intelligence-Dystopie TRANSCENDENCE (USA 2014, R: Wally Pfister). Oder einfach nur ein kleiner, feiner, toll gespielter Fantasykrimi, der damals wie heute irritiert, amüsiert, fasziniert. Größter Fan der Romanvorlage ist übrigens Stephen King, und der muss es ja wissen.
Erfrischend und erhellend, wie er landläufigen Hollywood-Legenden oder Babelsberg-Märchen widerspricht und selbst die vielen Talente des Curt Siodmak, sagen wir mal, geraderückt. Ein paar der Themen: Der Bruderzwist mit Noir-Genie Robert Siodmak, Karrierekiller Astrologieglaube, die Genese der Grundidee für „Donovan’s Brain“ als Melange aus Dr.-Mabuse-Terror und Boris-Karloff-Horror, Fleischbällchen für Waschbären – oder der erstaunliche Fakt, dass Curt Siodmak das meiste Geld mit einem James-Bond-Film verdiente, an dem er nie beteiligt war. Giesen sprudelt derart über, dass der zusätzliche englische Kurzkommentar zum Teil ganz neue Döntjes enthält. Außerdem im Bonus-Angebot: der tolle US-Kinotrailer und eine Bildergalerie. Wie ich schon sagte: irritierend, amüsierend, faszinierend!
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Donovan’s Brain, USA 1953 | R: Felix Feist | DB: Felix Feist, nach dem Roman von Curt Siodmak | K: Joseph Biroc | D: Lew Ayres, Gene Evans, Nancy Davis, Steve Brodie | Laufzeit: 84 Min.
Anbieter: Anolis Entertainment