Die Amicus Productions waren neben dem Horrorflaggschiff Hammer Film Productions und den Tigon British Film Productions die dritte namhafte britische Produktionsschmiede für phantastische Filme. Vor allen Dingen Hammer, auch heute noch bekannteste Firma unter den Dreien, bediente jahrzehntelang das Bedürfnis des Publikums nach gruseliger Unterhaltung, nicht nur mit ihren langlebigen Reihen um die Figuren DRACULA und FRANKENSTEIN. Bediente sich Hammer eher klassischer Monster und Mythen, ging es bei Tigon in der Regel moderner und realistischer zu. Jüngere Regisseure wie Michael Reeves erhielten hier die Chance, neue Zeichen zu setzen. Allerdings baute auch Tigon auf bekannte Story-Versatzstücke und holte dann und wann Genrestars der Vergangenheit vor die Kamera. Tigon-Filme atmeten allerdings seltener die Filmstudio-Ästhetik vergangener Jahre, wie sie die frühen bis mittleren Hammer-Filme auszeichnete, gedreht wurde oft in „freier Wildbahn“. Michael Reeves‘ WITCHFINDER GENERAL (DER HEXENJÄGER, 1968) setzte beispielsweise neben seinem markanten Altdarsteller Vincent Price auch auf die herbe Schönheit realer englischer Landschaften und Orte. Zugespitzt formuliert lässt sich sagen: Tigon-Produktionen waren im weitesten Sinne phantastische Heimatfilme, Hammer-Filme atmeten über weite Strecken den Geist und die Künstlichkeit des alten Studiofilms.
Der erstklassige Kameramann Freddie Francis inszenierte Amicus‘ ersten Episodenfilm, DR. TERROR´S HOUSE OF HORRORS (DIE TODESKARTEN DES DR. SCHRECK, 1964). Dieser war nicht nur sehr erfolgreich und einer der gelungensten Episodengruselfilme überhaupt, sondern wurde auch zur Blaupause für vergleichbare Amicus-Produktionen kommender Jahre. Typisch für diese Episodenfilme sind Sujets aus allen Spielarten des Horrors, von Hexen und Vampiren bis hin zu Psychokillern, und Gastaufritte zahlreicher Stars des englischen Kinos. In DR. TERROR´S HOUSE OF HORRORS glänzten beispielsweise Peter Cushing in der Rolle eines undurchsichtigen Kartenlegers, Christopher Lee als snobistischer Kunstkritiker und ein junger Donald Sutherland in einer seiner ersten Filmrollen überhaupt.
Unter den Amicus-Anthologiefilmen ist ASYLUM (1972) der vierte. Die Regie übernahm diesmal der Routinier Roy Ward Baker, bekannt unter anderem durch QUATERMASS AND THE PIT (DAS GRÜNE BLUT DER DÄMONEN, 1967), SCARS OF DRACULA (DRACULA – NÄCHTE DES ENTSETZENS, 1970) und THE VAMPIRE LOVERS (GRUFT DER VAMPIRE ,1970). In den vier Episoden sind nicht nur wieder einige Altstars des phantastischen Kinos zu sehen, neben Peter Cushing, Patrick Magee und Herbert Lom spielen auch die Schwedin Britt Ekland und die junge Charlotte Rampling. Die Rahmenhandlung ist hier besonders ausgefeilt und blieb vielen Zuschauern vom gesamten Film am meisten im Gedächtnis: Der junge Arzt Dr. Martin wird zu einem Vorstellungsgespräch in eine einsam gelegene psychiatrische Anstalt eingeladen, deren Leitung er übernehmen soll. Dort angekommen muss er allerdings feststellen, dass die Dinge nicht so sind wie erwartet. Der Anstaltsleiter Dr. Starr habe den Verstand verloren, teilt ihm dessen Stellvertreter Dr. Rutherford mit, und sei nun selber Patient der Anstalt. Um die Anstellung zu erhalten, solle Dr. Martin herausfinden, welcher der ihm vorgestellten vier Patienten der wahre Anstaltsleiter sei. Jeder der Patienten erzählt ihm daraufhin eine seltsame Geschichte…
Im Filmgeschäft konnte sich Bloch nach dem Erfolg von PSYCHO durchaus etablieren. So verfasste er Drehbücher für Hitchcocks Konkurrenten William Castle (STRAIT-JACKET / DIE ZWANGSJACKE, 1963 und THE NIGHT WALKER / ER KAM NUR NACHTS, 1964) oder verfasste TV-Episoden für STAR TREK (RAUMSCHIFF ENTERPRISE) und ALFRED HITCHCOCK PRESENTS (ALFRED HITCHCOCK PRÄSENTIERT). Gemeinsam mit Milton Subotsky schrieb er das Drehbuch zum sträflich unterschätzten Amicus-Film THE SKULL (DER SCHÄDEL DES MARQUIS DE SADE, 1965), der wiederum von Freddie Francis inszeniert wurde. Peter Cushing spielt hier die Rolle von Dr. Christopher Maitland, der sich mit brennendem Interesse der Erforschung okkulter Themen hingibt. Als ihm ein Schädel angeboten wird, der angeblich vom verderbten Marquis de Sade stammt, kann er nicht widerstehen. Allerdings beschwört er damit uralte Mächte herauf… Inhaltliche Parallelen zu Lovecrafts THE HAUNTER IN THE DARK sind nicht von der Hand zu weisen, die Inszenierung ist ein große Verbeugung vor den großen Alten des deutschen Expressionismus und die Darsteller geben eine Galavorstellung. THE SKULL ist einer der großen britischen Horrorfilme.
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Asylum | Großbritannien 1972 | Regie: Roy Ward Baker | Darsteller: Patrick Magee, Herbert Lom, Britt Ekland, Peter Cushing, Robert Powell, Barbara Parkins, Richard Todd, Charlotte Rampling, Sylvia Syms, Richard Todd, James Villiers, Geoffrey Bayldon u.a.
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