Die Fortsetzung von DEADLIER THAN THE MALE wurde 1969 wiederum von Regisseur Ralph Thomas verfilmt (bekannt für seine DOCTOR- und seine CARRY ON-Komödien). Mit etwas mehr Klamauk und Comedy wurde der zweite Teil der Bulldog-Drummond-Serie zu einer ziemlich campigen James-Bond-Parodie, wiederum veredelt mit einem ziemlich bondnahen Titelsong. Lee Vanderbilts „Some girls do“ ist eine Hymne an die Femme Fatale und zeigt, dass das Spy Movie Genre sich Ende der Sechziger sehr stark darauf konzentrierte, die sich verändernden Geschlechterrollen zwischen männlichem Wunsch und Wahn zu sortieren. In SOME GIRLS DO ist das besonders ausgeprägt vorhanden: von der servilen Roboterfrau bis zur unzähmbaren Femme Fatale.
Die Femme Fatale gibt es in SOME GIRLS DO allerdings nur in einfacher Ausgabe. Im Film wimmelt es zwar von gutaussehenden und leichtbekleideten Femmes, aber nur die eine ist wirklich fatale. Baronesse Helga (Daliah Lavi) koordiniert und führt eine Gruppe von Frauen an, die verschiedene Sabotageakte am beinahe fertigen ersten Passagierüberschallflugzeug STT1 verüben, um dessen Jungfernflug hinauszuzögern und zu verhindern. (Der Film kam in Grossbritannien am 23. Januar 1969 in die Kinos, einen Monat vor dem ersten offiziellen Testflug der Concorde am 2. März und einen Monat nach dem Erstflug der sowjetischen Tupolew Tu-144 am 31. Dezember 1968.)
Die Frauen spaßen nicht, lassen Bomben im Testzentrum hochgehen oder Wissenschaftler durch den Unterdruck aus Flugzeugen hinaus saugen. Überhaupt beweist der Film ja in vielen Szenen durchgeknallten Ideenreichtum: In einer Szene gabeln Helga und ihr Sidekick Pandora (Beba Loncar) einen Professor bei seiner Autopanne auf (natürlich von ihnen verursacht), schleppen ihn mit seinem bremsmanipulierten Auto ab, bis sie in der Nähe eines Abgrunds ein derart hohes Tempo erreicht haben, dass sie die Abschleppseile abschneiden und ihn seinem Schicksal überlassen. Fazit: Helga ist die neu entstandene böse Überfrau, die es im ersten Drummond-Teil so gnadenlos noch nicht gab. Sie schießt genau so gut wie er, hat immer einen klugen Plan. Beim ersten Zusammentreffen initiiert sie gleich das Sexabenteuer mit Drummond – und gleich danach versucht sie ihn zu töten.
Auf der anderen Seite steht Bulldog Drummond, von Richard Johnson noch stärker in Sean Connery-Manier gespielt als im ersten Film. Drummond ist derart ein Superstar unter den Versicherungskriminalisten (er ist nicht ein klassischer Spion im Dienst eines Landes), dass er von den Frauen wie ein Rockstar behandelt wird. Am Swimming Pool paradieren ungarische Schönheiten (/Agentinnen) mit sinnlichen Blicken und eindeutigen „Hi”“s an ihm vorbei, während die ziemlich stupide amerikanische Blondine Flicky (Sydne Rome) ihn geradezu aufdringlich bedrängt. Sie wird ihn den gesamten Film hindurch mit ihrer penetranten Art verfolgen.
Er leistet sich ein paar Witze auf ihre Kosten, wie zum Beispiel, dass sie in seinem Beisein einen Anruf als seine Sekretärin entgegennimmt, der aber (er wusste es bereits) von seiner tatsächlichen Sekretärin stammt. Später versucht sie sich als Femme Fatale, als elegante Begleiterin und endet als Kumpel-Girlfriend, nicht ganz auf seiner Höhe, aber irgendwie gut. So entpuppt sich Flicky in ihrer Rolle des „Girl next door goes ultrasexy“ als Idealfrau, die Drummond auch helfen kann, das Unheil abzuwenden (weil sie auch nicht ganz so unwissend und blöd ist, wie es zuerst scheint). Dass Sydne Rome in ihrer ersten Rolle gleich alle möglichen Frauencharaktere durchspielen konnte, hat ihr bestimmt einige Türen geöffnet und sie wohl auch zu einer perfekten Besetzung für Polanskis WHAT? (1972) gemacht.
Apropos berühmte Schauspieler: In einer Nebenrolle ist der fabelhafte Robert Morley zu sehen, der – als Comic Relief die Genderrollen in Frage stellend – einen Kochlehrer mit weiblichen Accessoires und dem nicht sehr männlichen Namen „Miss Mary“ spielt.
Wie in DEADLIER THAN THE MALE ist der wahre Bösewicht allerdings keine Frau (und auch nicht Robert Morley). Drummonds großer Widersacher Carl Peterson (dieses Mal von James Villiers gespielt) hat dieses Mal in einer großartigen, in die Felsen am Meer gebauten Villa sein Hauptquartier bezogen. Beschützt von gutaussehenden, jungen Frauen in kurzen orangen Kleidchen und Maschinengewehren. Eine Kameraeinstellung wirkt dabei besonders gewagt (so, dass man sie auch im Trailer zeigte): Der Mini ist so kurz, dass die Pobacken unter dem Kleid hervorschauen (Großaufnahme!). Damit lockte man die Leute ins Kino.
Alle Fräuleins in Orange sind „elektronisch programmiert“, auf nicht näher erklärte Art von Peterson manipuliert. Sie machen, was er sagt (Frauenheld Drummond erweist sich natürlich als fähig, diese Programmierung auszuschalten) – er scheint in ihr Unbewusstes einzudringen. Mit seiner Waffe „Infrasound“ greift er ebenfalls in die Hirnwindungen der Menschen ein. Infrasound ist ein Klang, der für menschliche Ohren nicht hörbar ist, aber bei genügend Wellenstärke Menschen tötet. Die Idee des Infrasound korrespondiert in gewisser Weise mit dem Überschall des Flugzeugs, das für eine hohe Versicherungssumme zum Absturz gebracht werden soll. Mit Unhörbarem soll der laute Bang, mit dem die Zukunft Einzug hält, verhindert werden.
Vieles an SOME GIRLS DO erinnert an einen Neuaufguss der durchgeknallten James-Bond-Parodie CASINO ROYALE (1967). Der Spion als Superstar, der deshalb jede Frau haben kann; die Lust, sich nur mit gefügigen Frauen zu umgeben, die alles regeln; das „Nest“, in dem alles passiert – hier eine Supervilla, in CASINO ROYALE ein Untergrundzentrum. Wären die Bösewichte Carl Peterson und Dr. Noah / Jimmy Bond (Woody Allen) nicht so sehr der technologischen Welt verhaftet, könnte man sie beinahe den aufkommenden Sexsekten zuordnen. So oder so, der dem Untergang geweihte Männertraum ist der Superhahn im Korb. Das ist der Traum, der in diesen Filmen aufgegeben wird.
Im März des gleichen Jahres erschien auch Jess Francos DIE SIEBEN MÄNNER DER SUMURU (1969), ein SOME GIRLS DO durchaus vergleichbarer Film, in dem die Bedrohung der Frauen ungleich wuchtiger und subversiver daherkam. In Francos Film ist die Oberschurkin jedoch eine Frau, Sumuru, die mitten im brasilianischen Regenwald die von Frauen bevölkerte Stadt Femina errichtet hat und nach der Weltherrschaft strebt.
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Some Girls Do, UK 1969 | Regie: Ralph Thomas | Drehbuch: David D. Osborn, Liz Charles-Williams | Musik: Charles Blackwell, | Kamera: Ernest Steward | Darsteller: Richard Johnson, Daliah Lavi, Beba Locar, James Villiers, Sydne Rome, Robert Morley u.a. | Laufzeit: 91 min.