Pommes Frites Schwarz-Weiß-Rot.

Jess Remsberg (James Garner) liest mitten in der Wüste die von Apachen verfolgte Ellen Grange (Bibi Andersson) auf und bringt sie zu ihrem Gatten (Dennis Weaver). Dass Remsberg, der von der Rache am Mörder seiner Frau – einer Komantschensquaw – getriebene Ex-Soldat, damit eine Spirale von Ereignissen in Gang setzt, die ihn flugs inmitten eine Schwadron von Kavalleristen versetzt, ahnt er nicht. Als Scout begleitet er die Truppe durch das Gebiet der Apachen, die gegenüber den Weißen blutdürstig auf Landerhalt sinnen. Die Fähigkeiten des hochdekortiert aus der Armee entlassenen Sergeants und nun sich als gewinnorientierter Pferdezureiter verdingenden Toller (Sidney Poitier) kommen ebenso zu Pass wie die Karrieresucht Lieutenant McAllisters (Bill Travers), der den Verbund durch die karstigen Schluchten nach Fort Concho führen soll. In einem Hinterhalt der Apachen entbrennt schließlich eine blutige Schlacht, in der nicht nur Remsberg, sondern auch alle anderen ihr Schicksal finden.

„Der Tod kommt schnell genug – nur ein Narr beschleunigt sein Kommen.“ … und an Narren mangelt es in der Tat nicht im Wilden Westen anno Achtzehnhundertdunnemals. Angesiedelt zwischen dem brettharten Kampf der Ethnien – Weiße gegen Indigene – und eingepfercht in die Bigotterie der Weißen untereinander – Remsberg muss sich für seine frühere Ehe mit einer indigenen Frau einiges an Rassismus abholen, was er mit Faustschlag und Gewehrkolben gekonnt zu quittieren weiß – entwickelt DUELL IN DIABLO ein dicht gewobenes Panoptikum an Charakteren. Regisseur Ralph Nelson bedient mit seinem Streifen alle erprobten Metriken und Versatzstücke des Westerngenres, um einerseits sein Publikum mit rauem ‚Action-Drama‘ rechtschaffen zu bedienen, andererseits seine subkutanen Botschaften an den aufmerksamen Zuschauer zu bringen. Der blutig erkaufte Etappengewinn mag die kurzfristige Entscheidung bringen, doch gegenüber dem aufgeschlossenen, wechselseitigen Dialog untereinander wird er sich stets als Pyrrhussieg herauskristallisieren.

Überhaupt der Krieg: im 2. Akt präsentiert DUELL IN DIABLO ein opulentes Schlachtengemälde, ein Gemetzel, in dem sich die Kavalleristen übertölpeln lassen wie ein Haufen dummer Schuljungens. Dies als Allegorie für den Vietnamkrieg zu lesen, dürfte niemandem schwerfallen. Die jungen Soldaten, selbst der abgeklärte Sergeant, sie blicken bei aller Professionalität in den Abgrund des ursächlich Bösen, dass der Natur des Krieges innewohnt. Der Lieutenant bläst im Fieberwahn wie von Sinnen zum Angriff, nur der abgeklärte Sidney Poitier bewahrt wie so oft einen kühlen Kopf. Erst auf dem Schlachtfeld zeigt sich die Nichtigkeit der Latrinenparolen, im Angesicht der toten Kameraden bekommt die vor Kraft strotzende Fassade der amerikanischen Weltpolizei tiefe Risse – ob in der Steppe Utahs oder am 17. Breitengrad. Außerdem gelingt dem Regisseur im letzten Drittel des Films eine patente, mit wabernden Doppelkonturen und Matte-Painting-Sonne aufgehübschte, leicht psychedelische Traumsequenz, die zwar noch immer den statischen, zweckmäßigen Gesetzen der Inszenierung folgt, doch bereits den Geist der kommenden 1968er atmet.

Eventuell mag der Eindruck entstehen, Nelson wolle mit seinem Film etwas zu viel erzählen, wolle ganz unterschiedliche Themen verhandeln … und blendet den damals wohl aktuellsten Konflikt – die Rassenproblematik um Schwarze und Weiße – geradezu unverblümt konsequent aus. Für heutige Zuschauer mag das nichts Besonderes sein und vielleicht intendierte Nelson, gerade durch die völlige Darstellung von Normalität, der Gesellschaft zu zeigen, wie einfach es doch sein könnte. Ähnlich lief es später bei DIE ORGANISATION (1971), Don Medfords routiniertem Nachzügler zu IN DER HITZE DER NACHT (1967). Aber das war eben auch glatte fünf Jahre später, da hatte sich in der Gesellschaft viel getan – und Poitier war immer noch Poitier.

Während DUELL IN DIABLO für Hauptdarsteller James Garner eine Rückkehr in vertrautes Terrain bedeutete – hatte er sich in der TV-Serie MAVERICK (1957 – 1962) doch schon sechzig Folgen lang den Podex durchgeritten – betrat der für LILIEN AUF DEM FELDE (1963) Oscar-prämierte Poitier mit dieser Rolle Neuland im Westernmetier. Dass Regisseur Nelson, der bereits Poitiers Oscar-Hit inszeniert hatte, an seiner Verpflichtung erheblichen Anteil gehabt haben dürfte, ist wohl folgerichtig. Poitier befand sich im Zenit seines Starruhms und galt als ‚Der schwarze Filmstar‘ und ideale Identifikationsfigur für eine neue Zeit, als Hoffnungsträger für einen großen Teil der amerikanischen Bevölkerung. Dass der verheißenen Zukunft einige Zeit später mit dem Tode Martin Luther Kings und blutigen Rassenunruhen derbe Wunden geschlagen werden sollten, stand da noch in den Sternen.

Filmkomponist Neal Hefti, dessen einzige Pferdeoper DUELL IN DIABLO bleiben sollte, vereinigt den ‚klassischen‘ Westernfilmsound der opulenten Orchesterbesetzung und des rhythmisch militaristisch angehauchten Snare-Drum-Effekts mit seiner ganz eigenen Fähigkeit, Musik stets von ihrer Melodie her zu denken – so durchgehend dekliniert er die Songstruktur seines elegischen und mit raffinierten Synkopen verfeinerten, mit slicker Gitarre vorgetragenen Hauptthemas mitunter kontrapunktisch durch. Den Suspense lässt Hefti indes bewusst unkommentiert, arbeitet mitunter fast anachronistisch mit jazzig-fetzigen Big-Band-Klängen und durchsetzt alles mit einer filigranen Nonchalance, wie sie nur die Tiefausläufer des alten Hollywood der 1960er hervorbringen konnten. Dankenswerterweise ist die LP-Fassung des Scores nicht nur auf CD erschienen, sondern in Zeiten des digitalen Musikkonsums auch nur einige Klicks entfernt.

Innerhalb der „Western Legenden“ ist DUELL IN DAIBLO als mittlerweile stolze Nummer 52 erschienen, wobei der Transfer sich sowohl in Schärfe und farbenfroher Bildbrillianz auf geübtem Niveau der MGM-Abtastungen bewegt. Vereinzelte Verschmutzungen lassen sich verschmerzen und stören den Filmgenuss in keiner Weise. Neben dem deutschen Ton – eine in München entstandene Synchronisation mit Granden wie Holger Hagen, Herbert Weicker, Kurt E. Ludwig, Helmo Kindermann, Wolf Ackva oder Reinhard Glemnitz – ist der englische Originalsound vertreten. In der Bonusabteilung findet sich ein zeitgenössischer, knapp fünfminütiger Promofilm, der in Schwarzweiß von den Dreharbeiten und insbesondere der aufregenden Stuntaction berichtet. Neben dem deutschen und amerikanischen Kinotrailer ist eine umfangreiche Bildergalerie mit vielen, exzellenten Kinoplakaten aus der goldenen Ära der gezeichneten Motive sowie Szenenfotos und Werbematerialien dabei. Ein kompetenter Bookletessay von Fritz Göttler rundet die schnieke verpackte Edition ab.

Duel at Diablo
USA 1966
Regie: Ralph Nelson
Darsteller: James Garner, Sidney Poitier, Bibi Andersson, Dennis Weaver, Bill Travers, Ralph Nelson u.a.

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