Noch mehr 80s Kult: Der beste der Serie.

Nach dem unerwarteten Erfolg von NIGHTMARE – MÖRDERISCHE TRÄUME (A NIGHTMARE ON ELM STREET, 1984) entstand mit NIGHTMARE II – DIE RACHE (A NIGHTMARE ON ELM STREET, PART 2: FREDDY’S REVENGE, 1985) eine von dem Regisseur Wes Craven abgelehnte Fortsetzung. Bei NIGHTMARE III – FREDDY KRUEGER LEBT (A NIGHTMARE ON ELM STREET 3: DREAM WARRIORS, 1987) war Craven wieder am Drehbuch mitbeteiligt. Das Ergebnis viel zwar weniger düster als von Craven vorgesehen aus, aber mit seinen surrealistischen Albtraum-Sequenzen knüpft es sowohl an den romantischen Schrecken eines E.T.A. Hoffmann als auch an den post-modernen Horror eines Stephen King an.

Kristen Parker wird von ihrer Mutter mit aufgeschnittenen Pulsadern im Bad aufgefunden und in die psychiatrische Einrichtung Westin Hills eingewiesen. Die dort untergebrachten Jugendlichen werden ebenso wie Kirsten von wiederkehrenden Albträumen gequält, in denen sie der Serienmörder Freddy Krueger verfolgt. Nancy Thompson, deren Mutter und Freunde einst von Krueger getötet wurden, und die jetzt nach einem Psychiatrie-Aufenthalt in Westin Hills arbeitet, gelingt es in einer Gruppenhypnose, die Jugendlichen in einen gemeinsamen Traum zu führen, indem sie sich als titelgebende ‚Dream Warriors‘ Freddy entgegenstellen. Zwischenzeitlich erscheint dem Psychiater Dr. Gordon der Geist einer katholischen Ordensschwester, die vor langer Zeit in Westin Hills vergewaltigt wurde und die Mutter Kruegers war.

Hans Schifferle interpretiert NIGHTMARE – MÖRDERISCHE TRÄUME: „Im Zwischenbereich von Traum und Realität, das das Kino so gut darzustellen vermag, verwandeln sich Dinge des Alltags. Eine Treppe zerfließt. Eine Badewanne wird zum tiefen Pool des Schreckens. Ein Telefon entpuppt sich als obszöne Kußmaschine. Ein Bett schließlich wird zum mörderischen Moloch.“ Diese Dinge des Alltags und die mit ihnen verbundenen Gefahren nehmen in der dritten Fortsetzung, die sich mit bis dahin im Mainstream-Kino weitestgehend tabuisierten Themen wie Suizidalität und Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen kritisch auseinandersetzt, noch bedrohlichere Formen an: Ein Mädchen wird durch das Fernsehgerät getötet, bei einem erotischen Erlebnis mit einer Krankenschwester öffnet sich plötzlich das Bett unter dem Jungen und ein feuriger Abgrund wird sichtbar.

Wie in den ersten beiden Teilen nimmt Nancys Elternhaus an der Elm Street 1428 eine wichtige Bedeutung ein, hier als Modellbau und in Kristens Träumen, die darin einem kleinen Mädchen begegnet, das davon erzählt, dass Freddy die Kinder immer in den Heizkeller gebracht habe. An die Tradition der klassischen Spukhaus-Geschichte anknüpfend, gibt es mehrere Parallelen zu dem unheimlichen Horrorfilm DAS GRAUEN (THE CHANGELING, 1980), worin der Geist eines ermordeten Kindes Hinweise auf das an ihm begangene Verbrechen gibt. NIGHTMARE III zitiert auch die dort enthaltene Szene mit einem sich selbst machenden Rollstuhl in einer Albtraum-Sequenz. Dem Film gelingt es auch, die atmosphärische Grundstimmung aus E.T.A. Hoffmanns 1817 bezeichnenderweise in den Nachtstücken erschienenen Erzählung „Das öde Haus“ einzufangen, aus dem man „seltsame Klagegeräusche“ „in der Stille der Nacht“ wahrnimmt, und das ebenfalls ein düsteres Geheimnis beinhaltet.

Spiegeln kommt bei NIGHTMARE III eine wichtige Bedeutung zu – ähnlich wie bei Hoffmann, der sich in einer Erzählung mit dem verlorenen Spiegelbild beschäftigt, oder auch bei DAS GRAUEN. Hier gelingt es Freddy einzelne Jugendliche durch Spiegel zu zerren. Frank Darabont, der später mit seinen Stephen-King-Filmen berühmt wurde, war ebenfalls am Drehbuch beteiligt und die Szene vom Verschwinden hinter dem Spiegel, welche auch im unterschätzten Remake von A NIGHTMARE ON ELM STREET (2010) zitiert wird, erinnert deutlich an eine frühe Geschichte von King (aus meiner Sicht eine seiner besten und unheimlichsten): „Das Bildnis des Sensenmanns“ („The Reaper’s Image“, 1969).

Gewürzt mit makabrem Humor sowie mehreren gesellschafts- und institutionenkritischen Seitenhieben knüpft NIGHTMARE III an seine beiden Vorläufer an. Es lohnt sich allerdings auch, ihn unabhängig von der Serie als eigenständigen Horrorfilm zu sehen oder ihn als solchen wiederzuentdecken.

A Nightmare on Elm Street 3: Dream Warriors
USA 1987
Regie: Chuck Russell
Drehbuch: Wes Craven, Bruce Wagner, Frank Darabont, Chuck Russell
Kamera: Roy H. Wagner
Darsteller: Heather Langenkamp, Patricia Arquette, Robert Englund, John Saxon, Jennifer Rubin
Laufzeit: 92 Min.

Verwendete Literatur
Blankenburg, Mike et. al. (2022): MovieCon Sonderband 4: Nightmare On Elm Street. Holzwickede.
Hoffmann, E.T.A. (1990): Nachtstücke. Stuttgart.
King, Stephen (1990): Der Gesang der Toten. Unheimliche Geschichten. München.
Schifferle, Hans (1994): Die 100 besten Horrorfilme. München.