Von Gerd Naumann
Regiekarrieren sind oftmals von Zufällen abhängig – von der Wahl des Stoffes etwa, den Darstellern oder dem produzierenden Studio und der von diesem betriebenen Vermarktung. Seine ersten Gehversuche im Filmbusiness unternahm beispielsweise George Armitage unter anderen für die Produktionsschmiede New World Pictures von Roger Corman. Als Drehbuchautor und Regisseur hatte er sich also bereits zu Beginn der 1970er Jahre einen Namen gemacht. Dennoch ist sein Name nur mehr wenigen Filminteressierten geläufig, dies vor allem durch die unterhaltsame Gangstersatire GROSSE POINT BLANK (1997). Mit VIGILANTE FORCE (1976), einer actionreichen Mischung aus Westernanleihen und zeitgenössischen Selbstjustizelementen, inszenierte er für United Artists einen Film, zu dem er ebenfalls das Drehbuch beisteuerte. Dass dieser Produktion damals kein großer Kinoerfolg beschieden war, was ebenso die Regiekarriere von Armitage entscheidend in Frage stellte, ist eine bedauerliche Fügung der Filmgeschichte. Er besitzt eine unverkennbare Handschrift – Armitages Werke leben von der Überspitzung des männlichen Pathos, dabei gelingt es ihm aber immer wieder, das Pathos zu brechen und hierdurch die filmische Erzählung transparent zu machen.
In VIGILANTE FORCE geht es um das Brüderpaar Ben und Aaron. Nachdem man im verschlafenen Kleinstadtnest Elk Hills auf eine Ölquelle gestoßen ist, beginnen die Zwistigkeiten. Die Brüder sollen in Elk Hills für Ordnung sorgen, der Vietnamkriegsveteran Aaron wird daher zum Sheriff ernannt. Kriegs- beziehungsweise kampferprobte Kämpfer gegen lasterhafte Arbeiter – das alles ist ein klassisches Westernthema. Nur, dass es hier nicht um Goldgräber oder Siedler geht, sondern um die Interessen großer Konzerne wie auch die Hybris ihrer Angestellten. Dass es Aaron dabei weniger um die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung geht, sondern vielmehr um den sicheren Job als Sheriff, ist zudem noch eine ironische Randnotiz…
Dass Armitages erster großer Studiofilm in Vergessenheit geriet, mag an der etwas holprigen Dramaturgie liegen, die zudem keine rechte Nähe zu den Figuren aufkommen lassen will. Das aber ist für einen Actionfilm nicht notwendigerweise ein Kritikpunkt, da dieser mitunter anderen Erzählformeln folgen muss. Die Actionszenen sind hier zahlreich und unterhaltsam in Szene gesetzt. Auch die in den Hauptrollen besetzten Genreveteranen Kris Kristofferson und Jan-Michael Vincent verkörpern ihre Figuren hervorragend und geben den Figuren ein kantiges Gesicht. Wer sich für ehrliche, handgemachte und unterhaltsame Actionfilme begeistern kann, der liegt hier genau richtig. Die Blu-ray von Explosive Media bietet den Film in einer sehr guten HD-Abtastung sowie in deutscher und englischer Sprache. An Extras gibt es eine Artwork-Galerie sowie den Kinotrailer.
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Vigilante Force, USA 1976, R: George Armitage, D: Kris Kristofferson, Jan-Michael Vincent, Victoria Principal, Bernadette Peters, Brad Dexter, Shelly Novack u.a.
Anbieter: Explosive Media