Affentheater auf Okinawa.

Auch wenn zum Zeitpunkt seiner Entstehung noch keiner ahnen konnte, dass KING KONG GEGEN GODZILLA bereits der vorletzte Film der Shōwa-Reihe werden sollte, stand für Produzent Tomoyuki Tanaka damals ein großes Jubiläum an: Godzilla wurde 20 Jahre alt! Hatte man mit GODZILLA (1954) einst einen Knüller und Kassenschlager realisiert, wurde die Serie über die Jahre immer mehr in Richtung „campy“ und kinderfreundlichem Entertainment umgestrickt; doch letztlich fühlte man sich nach KING KONG – DÄMONEN AUS DEM WELTALL (1973) in einer Sackgasse. „Wehret den Anfängen!“ hieß es also in den Toho-Büros und so wurde Shinichi Sekizawa beauftragt, ein Treatment mehr im Stile alter Honda-Inszenierungen zu entwerfen, dass dann unter der fachmännischen Regie Jun Fukudas seine Umsetzung finden sollte.

Cover-KING-KONG Die Menschen trauen ihren Augen kaum, als der wieder einmal erwachte Godzilla beinahe seinen alten Freund Angilas tötet und einen Großteil der Insel Okinawa in Schutt und Asche legt. Niemand kann ahnen, dass es sich hier um einen perfiden Plan der aus dem Weltall stammenden, affenähnlichen Aliens um den verrückten Kuronuma (Goro Mutsumi) handelt, die Mithilfe dieses Roboters Mechagodzilla die Menschheit unterjochen wollen. Erst als der ‚wirkliche‘ Godzilla auftaucht und gemeinsam mit dem sagenumwobenen Beschützer Okinawas – King Caesar – gegen den Cyborg zu Felde zieht, erkennen die Menschen ihren Irrtum. Spätestens als einer tollkühnen Forschertruppe um Professor Miyajima (Akihiko Hirata) auch noch zwei windige Interpol-Agenten (Takayasu Torii, Shin Kishida) auf den Fersen sind, von denen man nicht weiß, auf wessen Seite sie nun eigentlich stehen, ist das Chaos perfekt – und der Mechagodzilla hat seine Batterien noch mal frisch aufgeladen … Er stapft geradewegs auf die Millionenmetropole Tokio zu!

KING-KONG-03 Wenn schon eine Rückführung des Godzilla-Charakters auf seine ursprünglich feindliche Gesinnung unmöglich erschien – zu sehr hatten sich die Zuschauer an einen den Menschen wohlgesonnenen Helfer gewöhnt – dann musste es schon ein umso beeindruckender Gegner sein, der gegen die Echse zu Werke zog. Der für diesen Jubiläumsfilm entwickelte Cyborg Mechagodzilla erwies sich als ebenbürtiger Gegner, der es bei Fans über die Jahre gar zum beliebtesten Godzilla-Kontrahenten brachte. Zusätzlich mixte man Elemente der seinerzeit populären PLANET DER AFFEN-Reihe (1968 – 1973) in die Geschichte und ließ mit der seit 1945 angespannten Lage Okinawas und des dortigen US-Stützpunktes noch eine politische Botschaft im Hintergrund mitlaufen. Dass es mit dem dortigen Legendenwesen King Caesar glatt noch ein zweites, völlig neu gestaltetes Monsterwesen in diesen Film schaffte, zeugte von der Mühe, die man sich erkennbar mit dieser Produktion gab.

Zusätzlich gab Produzent Tanaka die Freigabe für ein erheblich höheres Budget, um erstmals wieder komplett ohne „stock footage“ auskommen zu können. Anzusehen war es der Produktion sofort, denn die Kampf- und Zerstörungssequenzen präsentieren sich auf dem Niveau bester 60er Jahre-Inszenierungen. Selbst Regisseur Fukuda – der aus seiner gespaltenen Haltung zu den Filmen dieser Gattung später nie einen Hehl machte – gestattete man abseits der Monsterszenen knallharte Kämpfe; er dankte es der Produktion mit bester Krimiaction – die er besonders gerne drehte – und streute Anklänge zum Thriller- und Science-Fiction-Genre ein.

KING-KONG-01 Masaru Satō, dank seiner Arbeiten für GODZILLA KEHRT ZURÜCK (1955), FRANKENSTEIN UND DIE UNGEHEUER AUS DEM MEER (1966) und FRANKENSTEINS MONSTER JAGEN GODZILLAS SOHN (1967) schon ein ‚alter Hase‘ im Genre, trat wieder als Tonsetzer an das Dirigentenpult. Im Gegensatz zur martialischen Tonsprache eines Akira Ifukube setzte der oftmalige Kurosawa-Komponist auf seine bewährte Mischung aus zeittypischem Big-Band-Jazz und flockigem Synthiegebrabbel; ein paar für die Ryūkyū-Inseln typische Melodiebögen tauchen zusätzlich in seiner Musik auf. Im Gegensatz zu den viel gescholtenen Soundtracks Riichirō Manabes, gingen die Fans mit Satōs Musiken stets pfleglicher um und goutierten seine Arbeiten im Schatten des übermächtigen Ifukube.

Anolis legt mit dieser Veröffentlichung einen weiteren Teil seiner beispielhaften Kaiju-Collection vor. Das wertig-massive Metalpack fasst wiederum zwei DVDs, wobei die erste Scheibe neben der ungekürzten, mit hervorragender Bildqualität gesegneten japanischen Kinofassung (sowohl mit Originalton als auch der deutschen Synchronisation) sowohl einen wie immer höchst informativen und launisch vorgetragenen Au¬diokommentar des unterhaltsamen Kaiju-Gespanns Jörg Buttgereit, Ingo Strecker und Alex Iffländer, als auch einen weiteren Audiokommentar von Florian Bahr enthält. Der japanische und italienische Trailer, eine Featurette vom Chicagoer Godzilla-Fantreffen sowie eine umfangreiche Bildergalerie mit japanischen und internationalen Motiven runden diese DVD ab.

Plakat-KING-KONG Auf der zweiten Scheibe findet sich die separat abgetastete und remasterte, im Gegen-satz zu manch anderem Kaiju nur in Ihrem Titel umgeschnittene deutsche Kinofassung mit zeittypisch pointierter Synchro (die mit signifikanten Sprechern wie Arne Elzholtz, Thomas Danneberg, Heinz Petruo, Jürgen Thormann oder Manfred Lehmann realisiert wurde). Weiter enthalten sind ein Audiokommentar von Thorsten Rosemann, die deutsche Super 8-Fassung, der deutsche Kinotrailer, das deutsche Filmprogramm, der deutsche Werberatschlag sowie eine Bildergalerie mit deutschen Aushangfotos und Plakaten. Ein kenntnisreiches und bunt bebildertes, 20-seitiges Booklet von Ingo Strecker – dem außerdem der 1. Teil eines Buttgereit-Interviews mit dem Spezialeffektemeister ‚Mister Explosion‘ Teruyoshi Nakano angehängt ist – beschließt das opulente Paket, das kaum Wünsche offen lassen und von den Fans sicher honoriert werden dürfte!

Große Monsterschlachten im breiten Cinemascope, eine packende Geschichte mit politischem Subtext, frische Ideen und eine fesche Inszenierung – was verlangt das Herz des Kaiju-Fans mehr? Speziell in dieser Präsentation durch Anolis heißt es wieder Abtauchen in vergangene Kinoträume, staunen und mitfiebern inklusive. Ein Abenteuer nach Maß!

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Gojira tai Mekagojira, Japan 1974, R: Jun Fukuda, D: Goro Mutsumi, Kenji Sahara, Takayasu Torii, Shin Kishida, Akihiko Hirata, Masaaki Daimon

Anbieter: Anolis Entertainment