Tobe Hoopers THE MANGLER basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Stephen King. Ursprünglich 1972 im Cavalier magazine publiziert, fand diese Eingang in die 1978 veröffentlichte Kurzgeschichtensammlung Night Shift. Der Filmproduzent Milton Subotsky sicherte sich frühzeitig die Verfilmungsrechte an sechs Geschichten aus dem Kompendium, dies zu einer Zeit, als der Name Stephen King allmählich zu einem zugkräftigen Kassengaranten wurde. Neben Kinofilmen war ebenfalls eine Fernsehserie geplant, jedoch verliefen diese Bemühungen im Sande.
Eine weitere Kurzgeschichte aus Night Shift brachte es jedoch 1990 auf die Leinwand. Regisseur Ralph S. Singleton adaptierte GRAVEYARD SHIFT, der deutliche Parallelen zu THE MANGLER aufweist. Beide Filme thematisieren die unwürdigen und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen der amerikanischen Unterschicht, die mit ihrer Existenz hadern und dennoch aus Überlebensangst alles mit sich geschehen lassen. King lässt seine Figuren jeweils unter einem sadistischen Vorgesetzten leiden, der ausschließlich den reibungslosen Ablauf der Produktion im Blick hat. Es ist egal, ob wie in GRAVEYARD SHIFT die Mitarbeiter einer Spinnerei durch ein gigantisches Fledermauswesen eliminiert werden, oder in THE MANGLER die monströse Mangel einer Wäscherei außer Kontrolle gerät – Hilfe haben die einfachen Arbeiter nicht zu erwarten, die kapitalistische Ausbeutung steht im Vordergrund. Hier enden allerdings die Gemeinsamkeiten. GRAVEYARD SHIFT kann im Grunde dem Genre des Tierhorrorfilms zugeordnet werden, während THE MANGLER einen starken mythologischen Hintergrund hat. Die Mangel steht für das personifizierte Böse, ist von dämonischen Kräften beseelt. Zudem gibt es eine spirituelle Verbindung der Maschine zum alten Wäschereiinhaber William ‘Bill’ Gartley. Sein Unternehmen, so äußert dieser mit Stolz, sei wichtig für die Region. Und tatsächlich ist Gartley in der kleinen Stadt der größte Arbeitgeber. Und er ist einer, den man besser gewähren lässt…
Als THE MANGLER 1995 in den Kinos startete, war der einhellige Pressetenor nicht überschwänglich, der Film wurde verrissen und verschwand schon bald nach der Premiere wieder aus den Kinos. Im Laufe der Zeit gewann er allerdings an Popularität, was vor allem auf die Heimkinoauswertungen zurückzuführen ist. Das negative zeitgenössische Echo ist aus der Rückschau betrachtet durchaus überraschend. Es gab und gibt zahlreiche weniger gelungene King-Verfilmungen, darüber hinaus gelang Tobe Hooper ein kurzweiliger und durchaus spannender Horrorfilm. Die Atmosphäre der Wäscherei ist dicht, die darstellerischen Leistungen sind solide bis „over the top“. Allein Robert Englund als uraltem Gartley oder Ted Levine als augenzwinkerndem Ermittler zuzusehen, ist eine wahre Freude. Es sind starke Figuren und der Mut zur Charakterüberzeichnung ist so alt wie der Horrorfilm selbst. Was also könnte die Kritiker damals gestört haben? Eventuell war es der staubtrockene Humor, der diesen Film durchzieht wie die Walze einer Wäschemangel. Es ist ein eigenwilliger Humor, der nicht vordergründig auf Pointen abzielt, sondern mit heiligem Ernst die Genreklischees durchexorziert und immer wieder den doppelten Boden des erzählerischen Handwerks durchscheinen lässt. Hier ist Hooper ist ganz bei sich, ähnlich konsequent war er lediglich im Alligatorenhotelschocker EATEN ALIVE (1977) und THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2 (1986).
THE MANGLER ist einer jener Genrefilme, die mit der Zeit wachsen. So absurd die Idee einer amoklaufenden Wäschemangel auch ist, es ist schön, dass dieser Film überhaupt zustanden kommen konnte. Und es ist schön, dass sich hier die Dreifaltigkeit des modernen Horrors zusammengetan hat – Tobe Hooper, Robert Englund und Stephen King! Hervorzuheben ist außerdem die stilvoll-schaurige Musik von Barrington Pheloung. Herausgekommen ist ein äußerst kurzweiliges und unterhaltsames Werk, das die ehedem schlechten Kritiken bei weitem nicht verdient hat. Wenn die alte Produzentenweisheit gilt, dass man sein Publikum nicht langweilen darf, dann ist THE MANGLER ein gelungener Film!
Das Label NSM Records hat dieses hooper´sche Kleinod mittlerweile in einer sehr gelungenen Edition wieder auf den Markt gebracht. Die Blu-ray besticht durch detailreiches Bild und guten Ton. Als besonderes Extra findet sich auf der Scheibe auch die R-rated-Version, diese in nostalgisch-charmantem Vollbildformat. Die Hauptversion besticht natürlich durch knackiges HD.
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The Mangler | USA 1995 | Regie: Tobe Hooper | Darsteller: Robert Englund, Ted Levine, Daniel Matmor, Jeremy Crutchley, Vanessa Pike, Demetre Phillips u.a.
Anbieter: NSM Records