Psychedelisches Giallo-Labyrinth der AMER-Künstler.

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Der von einer Geschäftsreise aus Frankfurt heimkehrende Dan findet sein Brüsseler Apartment von Innen verriegelt vor. Von seiner Frau aber fehlt jede Spur. Hinter den Mauern des Hauses geht Merkwürdiges vor, glaubt auch die ziemlich seltsame Nachbarin Dora aus der siebten Etage, derweil Kommissar Vincentelli mit Nachdruck an Dans Tür pocht.

So barock, wie ein formvollendetes Jugendstil-Gebäude nur sein kann, taucht das belgische Kreativteam Hélène Cattet und Bruno Forzani mehr denn je in einen reinen Rausch der Formen und Farben ein, um mit den Fetischen und Motiven des italienischen Giallo-Genres Kunst herzustellen. Ihr edel-psychedelischer, so flamboyanter wie desorientierender Stil gerät furios und längst nicht mehr so chloroformiert wie noch bei AMER.

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Alles ist deutlich lebhafter, aktiver und abwechslungsreicher gestaltet als beim sehr episodischen Vorgänger. Natürlich darf auch hier wieder keine Einstellung normal sein, um den unbedingten Kunstanspruch zu dokumentieren. Aber die eingefrorene Stilübung, die AMER so enervierend machte, weicht einer kribbeligen Getriebenheit, die sich in der Passion einzelner Vignetten ausdrückt und genussvolle Delikatessen bereitet.

Cattet und Forzani fahren mit Experimentierfreude und Regielust alles auf, was an optischen und ausgewählten akustischen Reizen erdenkbar ist. Variabel wechseln sie die faszinierende Buntheit der Primärfarbfilter eines Argento und Bava mit Edel-Schwarzweiß, Licht mit Finsternis, die mannigfaltigen Gestalten des Jugendstil, Gesichter und Frauenkörper ab. Splitscreens und 60er/70er-Jahre-Interieurs ergänzen die Selektion.

Darin handelt die Story, so kryptisch wie ein zerfaserter Alptraum, aus dem man auch im 20. Anlauf nicht aufwachen kann, statt von weiblicher diesmal von männlicher Sexualität. Traum, Imagination, Trugbilder, Realität und hartnäckige Halluzinationen sind wie in einem Kaleidoskop verschüttelt. Ein Meta-Giallo, der archetypische Muster des Subgenres aufgreift und in einem abgehobenen, intensiven Innuendo verewigt.

Dies differiert von Neo-Giallos wie BERBERIAN SOUND STUDIO und findet aus der subjektiven Perspektive eines Mannes statt (der Däne Klaus Tange, TAGE DES ZORNS), der in seinem zersplitternden Geist gefangen ist. In seinen surreal-schmerzhaften Traumqualen wird er selbst explizit Opfer eigener Mordvisionen – wahre Messermassaker an seinem Leib; hinter der Wand, unter der Haut und tief im Kopf erstrahlt diese L’art pour l’art.

Erschienen auf Komm & Sieh

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L’étrange couleur des larmes de ton corps (The Strange Colour of Your Body’s Tears), Belgien/Frankreich/Luxemburg 2013 | Regie/Buch: Hélène Cattet, Bruno Forzani | Mit:  Klaus Tange, Ursula Bedena, Joe Koener, u.a. | Laufzeit: 102 Minuten, noch kein deutscher Verleih.