Wunderbare Visionen auf dem Weg zur Hölle.

Damals, am 8. November 1980, ein ungeheures Fernseherlebnis. Da lenkt das satanisch-antichristliche, telekinetisch hochaktive Gehirn eines in der Intensivstation künstlich am Leben gehaltenen Schriftstellers ein Passagierflugzeug in ein Hochhaus und zum Schluss, als man den bösen Geist schon abgestellt glaubte, als das moderne Donovan-Hirn klinisch längst tot ist, wird – Schrecken aller Schrecken – ein Kernkraftwerk angepeilt. Aus.


Als Vorlage für den Film diente der gleichnamige Roman von Peter Van Greenaway (1929-1988), einem Autor, den zu entdecken sich lohnt: „Lang ist es her, dass Romane kein Ziegelsteinformat erreichten, weil sie entweder betont seitenstark sind oder im Druck ‚aufgeblasen‘ werden, um Wucht und Wertigkeit auszustrahlen. „Der Schrecken der Medusa“ zählt in der deutschen Übersetzung knapp 130 Seiten. Was uns der Autor erzählen will, handelt er in diesem Rahmen ab, obwohl u.a. zwei Flugzeuge und eine Mondfähre abstürzen, ein U-Boot untergeht und eine Kathedrale einstürzt […] Die genannten Katastrophen werden deshalb nur in wenigen Sätzen angedeutet.“ [Michael Drewniok]
Jack Gold (1930-2015) besetzte die Geschichte mit einem großartigen Richard Burton (vorgesehen ursprünglich Nicol Williamson) und mit Lino Ventura. Selbst die SEW-nahe Berliner Wahrheit (beide seit dem Mauerfall nicht mehr existent) freute sich am 23. 8. 1982 in ihrer Rezension über die „spannende Katastrophenwelt voller schwarzem Humor“, „frech bis an den Rand der Majestätsbeleidigung“. Die Frankfurter Rundschau (17. 9. 1982) versprach „ausgezeichnete Abendunterhaltung“. Andreas Missler lobte in der Süddeutschen Zeitung (20. 10. 1982) einen „außerordentlich intelligenten und dabei gleichzeitig unterhaltsamen Film“.
Nach 9/11 habe ich Medusa Touch dann allerdings in einem ganz anderen Licht gesehen…

Erschienen ist der Film in verschiedenen Mediabookauflagen über Koch Media. Die Bild- und Tonqualität ist dem Alter entsprechend sehr gut. Es findet sich neben zwei ausführlichen Featurettes auch ein filmgeschichtlich hochinteressanter Audiokommentar von Regisseur Jack Gold, dem Filmhistoriker Kim Newman und Stephen Jones. Ausgesprochen interessant ist ebenfalls die damalige deutschsprachige Super-8-Fassung. Eine Ausgabe also, die in keiner Sammlung fehlen sollte.

___________________________________________________________________

The Medusa Touch | Frankreich/Großbritannien 1978 | Regie: Jack Gold | Darsteller:Richard Burton, Lino Ventura, Lee Remick, Harry Andrews, Alan Badel, Marie-Christine Barrault, Jeremy Brett, Derek Jacobi u.a.

Anbieter: Koch Media