Von Alexander Karpisek
Für das routiniert dahinplätschernde Abtrennen der Körperteile, Schneiden durch die Haut und Herausreißen der Augen in HEADHUNT zeichnet die Special-Make-Up-Effects-Ikone Tom Savini (DAWN OF THE DEAD, 1978 und MANIAC, 1980) verantwortlich. Das allein macht zwar schon froh, ist aber nicht der eigentliche Grund, warum dieser Film aus dem Genreangebot qualitativ so deutlich hervorsticht. Was ist passiert?
Die junge Annabelle Hale, gestern noch Online-Stripperin bei den Bullet Girlz, wird verschleppt und sitzt plötzlich im falschen Job fest. Sie ist nicht allein. It´s time to get to work! Das angekettete Büroteam, bestehend aus sechs Angestellten, starrt entsetzt auf den neuen Abteilungsleiter Thomas Reddmann, eine hagere Erscheinung mit dunkler Perücke. Seine Ansagen sind knapp aber entschieden. Drei fünfminütige Toilettenpausen sind während der Arbeitszeit gestattet. Geschlafen und gegessen wird am Arbeitsplatz. Eine Perspektive also wie sie arbeitgeberfreundlicher nicht vorstellbar ist. Das vom Lohn befreite Personal verschmilzt mit Maus und Stuhl. Als Motivation setzt sich Strafandrohung bei Arbeitsverweigerung durch. Wer sich nun, wie Annabelle, auf der Toilette zu lange nach einer Fluchtmöglichkeit umsieht oder, wie William, Kaffee über die Tastatur kippt, dem ritzt Reddmann eine Markierung in die Stirn. Mit der fünften Verwarnung führt er dann vor, was seine schneidige Handprothese alles kann. Der erste Kopf ist nach wenigen Minuten verloren.
Reddmann enthauptet und foltert bereits bevor er darüber spricht, warum er dieses Unternehmen überhaupt gegründet hat. Das Anliegen ist so absurd wie unmöglich. Seine Angestellten mit gemeinsamer Vergangenheit sollen mithilfe alter Gerichtsunterlagen die Identität des Headhunters klären. Denn nicht er, also Reddmann, ist der bekannte Killer, ein anderer soll es sein. Exakt an dieser Stelle hat man den Eindruck, dass dieses Kammerspiel raffinierter sein will als es ist. Es dauert nochmal ein wenig, bis man als verblüffter Zuschauer begriffen hat, dass diese Satire nicht nur Biss hat, sondern auch die Story mit Witz und Windung reift. Da ist sogar Platz für die Wiederkunft des Final Girls als authentische Bezwingerin dieses Utopia ohne Escape-Funktion. Wer hätte darauf noch gewettet. Annabelle entwickelt Humor, reißt aus, greift sich einen abgetrennten Fuß und tritt damit dem Angreifer ins Gesicht. Und sie verletzt sicherlich nicht den falschen, aber der richtige ist ein anderer.
Mag sein: HEADHUNT ist nicht mehr als der intelligente Sprössling des dummen SAW. Aber damit sollte man sich mit angebrachter Boshaftigkeit erst recht anfreunden können. Jedenfalls kann man die ungeschnittene Fassung von Mad Dimension uneingeschränkt empfehlen.
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Redd Inc., Australien 2012, Regie: Daniel Krige, Buch: Jonathon Green und Anthony O´Connor, Mit: Nicholas Hope, Kelly Paterniti, Sam Reid, James Mackay, Hayley McElhinney, u.a.
Anbieter: Mad Dimension