Den Falschen erwischt.

Ein Noir-Thriller, wie man ihn sich wünscht. Beginnend mit einer weißen Limousine, die durch die nächtliche, von bunten Neonlichtern beleuchtete Stadt Cheonan (Südkorea) cruist. Die Kamera folgt dem Wagen von oben. Plötzlich rammt der Wagen ein anderes Auto an abgelegener Stelle. Der Fahrer entschuldigt sich, die beiden reden zusammen – doch als sich der Angefahrene mit dem Körper wegdreht, wird er hinterrücks brutal erstochen.

Szenenwechsel. Wir lernen den Cop Jung Tae-Seok (Kim Moo-Yul) kennen, ein junger Heißsporn, der sich nicht um die unausgesprochenen Regeln zwischen Polizei und Gangs kümmert. Legt sich gleich mit dem organisierten Verbrechen an. Seine Cleverness und ungestüme Art verleihen ihm aber das Vertrauen seines Vorgesetzten. Das hat er in der Folge auch nötig, denn innerhalb kurzer Zeit wird er ganz andere Bande mit den Verbrechern knüpfen.

Denn mit der Jagd nach dem Mörder der Eingangsszene bahnt sich eine überraschende Verstrickung an. Es handelt es sich um einen Serienmörder (Kim Sung-Kyu), dessen nächstes Opfer zufällig der Gangsterboss Jang Dong-Soo (hervorragend gespielt von Ma Dong-Seok, TRAIN TO BUSAN) ist, der zwar fettleibig ist, aber auch harte Boxtrainings absolviert. Beides hilft ihm, um zum ersten Überlebenden nach einer Attacke des Serienmörders zu werden. Allerdings liegt ihm nichts ferner, als der Polizei Auskünfte über Aussehen oder andere Details des Killers zu liefern. Mehr als ein „Bad things keep happening to model citizens“ bekommt sie nicht aus ihm heraus. Denn diesen irren Typen da draußen will er nicht vor Gericht sehen, sondern eigenhändig zu Tode foltern. Noch vom Spitalbett aus lässt er sich ein Phantombild des Killers anfertigen, das die Polizei nicht zu Gesicht bekommt.

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Profiling hilft kaum auf der Suche nach dem Killer, Polizei und Gangster setzen auf klassische Spurensuche. Der junge Täter ist alles andere als konsistent in seinen Morden, sondern ein Spieler, ein Joker, der ständig die Strategie wechselt, und der stets lächelnd offensiv mit der Polizei und den Gangstern Katz und Maus zu spielen weiß. Gangsterboss Jang Dong-Soo hat derweil Probleme, einen ausbrechenden Bandenkrieg vom Spital aus unter Kontrolle zu bringen und geht mit Cop Jung Tae-Seok einen Deal ein. Die beiden werden den Mörder gemeinsam und mit koordinierten Aktionen suchen. Was natürlich beider Geheimnis bleiben muss. Aber das „Whoever catches him, keeps him“ führt der Jagd nach dem Mörder zusätzlich Adrenalin hinzu.

Regisseur Lee Won-Tae zieht nach dieser Ausgangslage alle Register, die wir aus Serialkillerfilmen (und oft der tragischen Realität) kennen. Immer wieder geschehen diese Zufälle, die manchmal glücklich, manchmal tragisch sind, wie: manchmal Minuten zu spät, einen Hinweis übersehen etc.. Autojagden, Shoot-outs, Verfolgungen durch die engen Gassen der Innenstadt. Und ein Ende, das dem Genrefilm nochmal Cleverness einhaucht, die man ihm nicht zugetraut hätte. Kein Wunder kündigte Sylvester Stallones und Braden Aftergoods „Balboa Production“ noch vor der südkoreanischen Premiere des Films an, ein US-Remake des Films zu produzieren. Und zwar gleich mit Ma Dong-Seok in seiner Rolle als Gangsterboss.

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Tatsächlich trägt Ma Dong-Seok mit seiner Abgeklärtheit, Vehemenz und Coolness den Film. Ein Noir-Thriller ist erst perfekt, wenn es auch eine extrem coole Socke gibt – wie das bei Jean-Pierre Melville etwa Alain Delon war oder bei Johnny To Andy Lau (z.B. in RUNNING OUT OF TIME). Nur besticht Ma Dong-Seok eben mit ganz anderen Qualitäten: Köperumfang, Behäbigkeit, Körperkraft und Intelligenz. Und – was die coolen Typen alle ausmacht: Wortkargheit. Ein toller Film.

The Gangster, the Cop, the Devil
Südkorea 2019
Regie, Drehbuch: Lee Won-Tae
Musik: Jo Yeaong-wook
Kamera: Park Se-seung
Darsteller: Ma Dong-Seok, Kim Mu-Neol, Kim Sung-Kyu u.a.
Laufzeit: 109 min.

Der Film lief am Neuchâtel International Fantasy Film Festival 2019.