Edgar Wallace als freches Gör aus Heide. Von Thorsten Krüger

Von Thorsten Krüger

Serienkiller „der Fleischer“ kontaktiert seine Opfer über Social Media, um sie anschließend zu ermorden und die Taten online auf sein Profil zu stellen. Als Teenagerin Jennifer stirbt, nimmt ihre unerschrockene Freundin Natascha seine Fährte auf und eröffnet medial wirksam die Jagd auf den Täter. Der lässt sich nicht lange zum Duell bitten.

gefaellt.mir.2014.cover Michael David Pates filmförderungsfreies Leinwanddebüt ist gewiss etliche Budget-Nummern kleiner als WHO AM I und doch haushoch unterhaltsamer. Sein so unbekümmerter wie aufgekratzter Web-Thriller ist gewissermaßen ein kontemporäres Update der Edgar-Wallace-Verfilmungen, komisch krumm, Pulp und Satire wild umarmend, mit Lokalkolorit, dem Jargon internetsüchtiger Chat-Küken und einer schlagkräftigen Heroine.

Die verkörpert als blondierte Dreadlock-Boxerin (starker Auftritt: Isabella Vinet aus DIE VIERTE MACHT) das Motto „Frechheit siegt“. Ein perverser Psychopath, der sich mit gekaperten Online-Identitäten erst in Chats, dann als Maskenmann mit Krummsäbel in Opferhäuser schleicht – diesem tödlichen Clown mit Axt, scheinbar den Maskenmetallern Slipknot entlaufen, erklärt das Multimedia-Gör aus der Kleinstadt Heide den Krieg.

So medien- und gesellschaftskritisch, wie es Pate gern hätte, verläuft das Scharmützel samt schwafelnder TV-Talk-Experten und ein paar mitmischender Skinheads nicht; es ist (auch im Schauspiel) betont unechter Camp mit Tempo, eine kirre Kolportage, die zwischen Trash, Reißer und spekulativem Exploiter oszilliert, dies aber flapsig, makaber, in durchgeknalltem Rhythmus und mit absurdem Charme prolliger Teenies.

„Beim Monopoly gibt’s auch’n Knast“: Pates Werk hat kräftig Kolorit – nicht nur lokales –, es ist ironisch, unkorrekt und sexuell aggressiv, kennt geschmacklich keine Grenzen: Splatter? Kein Problem. Bei der Jagd nach Triebtätern und einem Kinderschänderring kommt die Polizei zuverlässig zu spät, anders als in der inhaltsleeren Stilübung KING PING schlägt der Plot munter Haken wie ein hoppelnder Hase; nur spannend will er nicht werden.

Im Vergleich mit haarsträubenden jüngeren Versuchen, Technologieängste zu schüren wie CHATROOM oder APP und daraus einen kohärenten Thriller zu stricken wie der FFF-Beitrag OPEN WINDOWS, hat der quirlig mit aufpoppenden Profilen und Chat-Zeilen ein Kommunikationsnetz aufspannende Spaß echte Vorteile. Zumal er frei nach Schnauze und mit lesbischer Heldin den Geist der Edgar-Wallace-Krimis wiederbelebt. Dafür allemal: Daumen hoch.

Erschienen auf Komm & Sieh

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Gefällt mir, Deutschland 2014 | Regie/Buch: Michael David Pate | Mit: Gedeon Burkhard, David Gant, Sebastian Hülk, u.a. | Laufzeit: 97 Minuten, Verleih: take25 Pictures (Kinostart: 09.10.2014).