Mehr Licht, bitte! Von Gnaghi

Von

Von Gnaghi

Auf der Flucht vor dem Bombenhagel des Blitzkriegs landet die Londoner Grundschulklasse der Lehrerinnen Eve und Jean ausgerechnet auf der nur bei Ebbe über Land erreichbaren Insel im verlassenen Eel Marsh House. Auf dem entlegenen Eiland meuchelt ein Geist umgehend ein Kind nach dem anderen. Eve versucht den verstörten Waisenjungen Edward mit Hilfe des lokale stationierten Piloten Harry zu retten.

die.frau.in.schwarz.2.2014.cover „Back in Black“ wäre ein passendes Motto für DIE FRAU IN SCHWARZ 2, den Nachfolger des Überraschungserfolgs mit dem hier abwesenden Daniel „Harry Potter“ Radcliffe. Aus einer kontraststarken, altmodischen Gruselgeschichte mit saftigen Schreckmomenten ist bei Tom Harper (THE SCOUTING BOOK FOR BOYS) ein fabelhaftes Fahldunkel geworden, in dem die Ins-Gesicht-Kreisch-Schocks allerdings auf Dauer einschläfern.

Beim Durchzählen sind alle Horror-Clichés vollständig anwesend: Glühbirnen, die nichts erhellen, Check. Endlose Hallo-Rufe im Keller/Garten, Check. Finstere Kinderzeichnungen, Check. Hide-and-Seek-Spiel, Check. Eine Puppe, die den verstummten Kriegswaisen Edward (Oaklee Pendergast) manipuliert, Check. Wenigstens nimmt sich Harper dies nicht reißerisch, sondern in sorgfältiger, unbedrängter und anständiger Art vor.

Das trüb-neblige Marschland, eine wunderbare Kulisse von verwunschener Verfallnatur und verwittertem Gemäuer ist in seiner farblich hingehauchten viktorianischen Feinstofflichkeit, obschon 1941 angesiedelt, 40 Jahre nach Teil eins, eine ideale Kombination aus Goth-Stimmung und Dekor. Nur ist die Ausstattung so ins matte Dämmer getaucht, dass man sich andauernd mehr Licht (und Kontrast) wünscht. Es ist nicht das einzige, was fehlt.

die.frau.in.schwarz.2.2014.still3 Mit der nach und nach verschwindenden Schulklasse, einer resoluten Gouvernante (Helen McCrory) und einer Jungerzieherin, die ihr eigenes Kind zu Adoption freigab und nun ihren Ersatzsohn Edward vor dem sicheren Tod retten will, wirkt dies eher wie eine Fortsetzung von DAS WAISENHAUS, auch weil die Story so dünn ist, dass sie sich nur zögerlich zur wabernden Schattenkopie des Vorgängers konkretisiert.

Besonders schade aber ist, dass Harper ein todesromantisches Traumpaar zur Verfügung steht und er weder ihre Liebe noch ihr Melodram auszukosten fähig ist: Die bildhübsche Seriendarstellerin Phoebe Fox (aus Harpers eigenem WAR BOOK) als liebenswert-warmherzige Eve und der bereits zum Senkrechtstarter gewordene Jeremy Irvine (THE RAILWAY MAN) als schnieker Pilot sind Nachwuchskräfte, deren Potential großteils schlummert.

Im Primat der optischen Güte vernachlässigt Harper zu viele andere Aspekte, auch die aus seiner Luftschutzbunkerstimmung resultierende Allegorie auf einen Bombenkrieg, der Kinder aus einem festen Kreis in den Tod reißt. Gleich zwei Kriegstraumata, von Edward und Harry, werden von Jon Crokers Script nicht voll entwickelt, und gerade bei einem Feigling, der durch sein Opfer zum Helden werden muss, fast schon fade verraten.

die.frau.in.schwarz.2.2014.still Erschienen auf Komm & Sieh

___________________________________________________________

The Woman in Black 2: Angel of Death (Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes), Großbritannien/Kanada 2014 | Regie: Tom Harper, Buch: Jon Croker, Susan Hill | Mit: Phoebe Fox, Jeremy Irvine, Helen McCrory, u.a. | Laufzeit: 98 Minuten, Verleih: Concorde (Kinostart: 19.02.2015).