Mit dem Hubert Bals Fund unterstützt das Filmfestival von Rotterdam jedes Jahr aufs Neue Filmprojekte aus Ländern, deren kultureller Output nur selten internationale Beachtung findet – nicht zuletzt, weil deren Filmförderung nicht existent oder nicht ausreichend ist. Mit der Teilfinanzierung von THE TRIBE des Ukrainers Myroslav Slaboshpytskiy bewiesen die Niederländer einmal mehr ein glückliches Händchen, denn der Film gewann beim letztjährigen Filmfestival von Cannes gleich drei Preise in der „Woche der Filmkritik” und avancierte auch auf seiner Tour durch die diversen Festivals zum Hit.
Angesiedelt in einer Schule für gehörlose Jugendliche im heutigen Kiew entwirft der Film die Miniatur einer hierarchischen Gesellschaft, in der nur Gewalt und Skrupellosigkeit einen sozialen Aufstieg ermöglichen und die nur durch die kriminellen Machenschaften seiner Mitglieder am Leben erhalten wird. Als ein Neuling im Institut eintrifft, muss dieser sich in dem archetypischen System behaupten, Initiationsriten bestehen, um schließlich langsam in der Rangordnung aufzusteigen. Aus einem kleinen Taschendieb wird so ein Zuhälter, der zwei junge Mädchen des Instituts nachts an LKW-Fahrer vermietet. Als er sich jedoch in eines der Mädchen verliebt und sie gegen ihren Willen von ihrer entwürdigenden nächtlichen Arbeit abhalten will, schlägt der Stamm mit gnadenloser Härte zurück.
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Plemya (The Tribe), Ukraine/Niederlande 2014 | Regie/Buch: Miroslav Slaboshpitsky | Mit: Grigoriy Fesenko, Yana Novikova, Rosa Babiy, u.a. | Laufzeit: 130 Minuten, noch kein deutscher Verleih.