Auf der Flucht vor der Gewalt. Von Caroline Lin

Von Caroline Lin

Der HERR DER RINGE-Aragorn hat einen Hang zu existenzialistischen Rollen, in denen ihn meist eine düstere Vergangenheit einholt (A HISTORY OF VIOLENCE). Dazu passt David Oelhoffens Zwei-Personen-Drama DEN MENSCHEN SO FERN perfekt. Nach Albert Camus‘ Novelle DER GAST produzierte Mortensen das kammerspielartige Kriegsdrama (meist) unter freiem Himmel vor imponierender, karger Bergwüstenwildnis selbst.

den-menschen-so-fern-cover Nicht nur die Handlung ist einem Western entlehnt (und zwar 3:10 TO YUMA), auch Gewehre, Pferde und Männer weisen eine solch substanzielle, klassische Atmosphäre auf. Aber Oelhoffen (IN YOUR WAKE) verzichtet auf alle Stilismen, womit von der atemberaubenden, staubigen Sergio-Leone-Weite das Zeitliche, die historische Essenz übrig bleibt. In konzentriertem Purismus lässt er die endlose, lebensfeindliche Landschaft wirken.

Zwischen Welten: Mortensen, der als Algerienfranzose im Original akzentfreies Französisch parliert, und Reda Kateb (EIN PROPHET) entwickeln eine leise Männerfreundschaft, die der diskrete Soundtrack von Nick Cave und Warren Ellis nicht emotionalisiert. Ein einfacher Aufrechter, der einen schicksalsergebenen, sanften Bauern vor dem Teufelskreis der Blutrache retten will, sind das unsentimentale Duo auf der Flucht vor der Gewalt.

Ihr existenzialistischer Fußmarsch wird durch die persönlichen Hintergründe zur melancholischen Meditation über den Algerienkrieg. Wie der Konflikt nationale Identitäten zersplittert und kulturelle Ambivalenzen erzeugt, das prägt sich in dieser Wanderung durch einen eiskalten Winter zu heulendem Wind ein. Nur nach dem Kriegsverbrechen verliert DEN MENSCHEN SO FERN etwas seine Linie – die Wildnis beeindruckt indes weiter.

Erschienen auf Komm & Sieh

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Far from Men (Den Menschen so fern), F 2014 | Regie/Buch: David Oelhoffen | Mit: Viggo Mortensen, Reda Kateb, Jérémie Vigot u.a. | Laufzeit: 101 Minuten, Verleih: Arsenal Filmverleih (Kinostart: 09.07.2015).